Trainingswochenende in Kienbaum (10. bis 12.02.2017)

Ach, wie ist der Winter lang, und nun ist auch noch unser Hausbach – die Dahme – weitgehend zugefroren. Winterpaddeln ist ebenfalls nicht jedermanns Vergnügen. So bleibt nur in wärmeres Gewässer auszuweichen.

Das Naheliegendste ist immer noch eine Schwimmhalle. Aber auch Schwimmhallen, zumal in Berlin recht knapp vorhanden, sehen die Paddler mit ihren arg „verdreckten“ Booten überhaupt nicht gern. Außerdem muss man immer mit Beschädigungen an den Kacheln rechnen, sind ja alles Chaoten. Das Sport- und Bildungszentrum in Lindow hat uns schon vor drei Jahren die Freundschaft gekündigt. Also haben wir es wieder im Bundesleistungs­zentrum in Kienbaum probiert. Und siehe da, hier sind Kanuten noch willkommen. Anne, die Fahrtenleiterin unserer Wildwasserfahrt, organisiert seit mehreren Jahren im Winter diesen Ausflug in eine Schwimmhalle, damit unsere Wildwasserkutscher die Kenterrolle perfektionieren, bzw. damit alle Nichtkönner diese  geheimnisvolle  akrobatische Spezialität erlernen können.

Am 10. Februar am Freitagnachmittag treffen sich 33 sportbegeisterte Kanuten auf dem Parkplatz vor den Sporthallen in Kienbaum. Nach kurzer Begrüßung und Einweisung wird sogleich die Schwimmhalle gestürmt. Bis zum Abendbrot erfolgt nun die erste Trainingseinheit. Einige üben den erforderlichen Hüftknick ohne Paddel zuerst am Beckenrand, denn hier ist es möglich, sich noch mit der Hand aufzurichten.

Training am Beckenrand

Zwei Bahnen der Schwimmhalle wurden für die Schwimmer abgetrennt, so dass es zwischen Paddlern und Schwimmern nicht zu Kollisionen kommt. Schnell ist diese erste Stunde vorbei. Anschließend können die verbrauchten Kalorien mehr als reichlich wieder am übervollen Buffet aufgefüllt werden. Die Verpflegung im Bundesleistungszentrum orientiert sich am Bedarf eines Spitzensportlers, das ist natürlich für den „Normalo“ eine riesen Verführung, was mir meine Waage nach dem Wochenende auch sehr deutlich nachweist.

Danach beziehen wir unsere Zimmer am anderen Ende des großen Geländes. Die Betten sind Sonderkonstruktionen mit tollen Boxspringmatratzen, hier hat man besonders an die langen Basketballspieler und Ruderer gedacht.  Ab 20.00 Uhr können wir in der Sauna schwitzen. Die Sauna, ein Blockhaus, befindet sich unmittelbar  am Ufer des Liebenberger Sees. Hier führt eine Treppe und ein Steg zu einer Badeleiter. Der See ist zugefroren, aber unsere Vorgänger haben an der Leiter bereits in Mannloch aufgehackt und nachdem wir die sich wieder gebildete dünne  Eisdecke durchbrochen haben, können die ganz Mutigen in die eiskalte Brühe abtauchen.

Der Sonnabend beginnt erst um acht Uhr wieder mit einem reichhaltigen Frühstück. Gut gemästet können wir im Kraftraum an den zahlreichen Geräten alle über 600 Muskeln des Körpers strapazieren.

Anschließend haben wir wieder bis zur Mittagspause die Schwimmhalle zur Verfügung. Hier zeigt uns Holger mal die perfekte Rolle in Zeitlupe. Sieht gar nicht so kompliziert aus, trotzdem muss man immer wieder üben, üben, üben.

Videos Kenterrollentraining

Auch auf den beiden Schwimmbahnen ist heute mächtig was los. Der Hallenmeister hat uns noch ein paar Schwimmnudeln bereitgestellt und so versuchen sich einige in „künstlerischer“ Wassergymnastik, was aber eher in lustigem Klamauk ausartet.

Nach dem wieder reichhaltigen Mittagsmahl entscheiden sich einige lieber für eine gemütliche Mittagsruhe, aber eine kleine Gruppe schließt sich doch Anne zu einem kleinen Spaziergang an. Unser Weg führt zuerst durch das Straßendorf Kienbaum. Dabei erinnere ich mich der über viele Jahre durchgeführten Löcknitzfahrten, die wir bis zu Gewässersperrung nach 1990 erfolgreich durchführen konnten.

Von unserem Bootshaus aus wurde die Fahrt in zwei Tagen absolviert. Am Sonnabend wurde bis ans Ende des Möllensees gepaddelt. Danach schloss sich ein 3 km langer Landtransport bis Kagel an. Das war schon eine eindrucksvolle Demonstration, wenn da 20…30 Faltboote über eine vielbefahrene Straße geschoben wurden. In Kagel wurden die Boote an der sehr niedrigen Straßenbrücke wieder zu Wasser gelassen. Alsbald gelangte man in den Bauernsee und nach einem weiteren kurzen Durchstich in den Liebenberger See. Am Ende des Liebenberger See links von der Sportschule Kienbaum heißt es wieder ausbooten und sein Boot durch Kienbaum bis ans Dorfende schieben. Auf einem kleinen Waldweg gelangte man auf eine ständig von Schafen beweidete Wiese an der Löcknitz. Hier wurde dann gezeltet und am Abend versammelte sich alles um ein kleines Lagerfeuer.

So einen Hänger hätten die Kanuwanderer sehr gern

Zu diesen Feten ging es immer hoch her. Nun muss man sagen, dass in der DDR sehr viel Schnaps getrunken wurde. Allerdings hatte jeder eine andere Sorte mit, die dann um die immer „lustiger“ werdende Runde kreiste. Wegen der schlimmen Kater am nächsten Morgen wurde dann irgendwann einmal der Beschluss gefasst, es gibt nur noch Bowle. Gourmetspitzenleistung war dann die sogenannte „Schlumpfbowle“ der Familie Sch., ein mit Gurken „verfeinertes“ Gesöff. Nach der anstrengenden 40-km-Strecke musste sich auch gewaschen werden. Das passierte dann natürlich in der Löcknitz. Einmal kam zufällig die Schäferin, mit der wir sowieso wegen unserer Wildzelterei etwas auf Kriegsfuß standen, zu dieser hygienischen Verrichtung vorbei und war wegen der recht unbekleideten Erwachsenen arg irritiert. Sie schrieb dann einen geharnischten Protestbrief an das Kombinat Tiefbau und beschwerte sich über die sich, man stelle sich das mal vor, vor ihren Kindern nackt zeigenden Erwachsenen. Der Brief landete dann bei unserem Werner R., der mittlerweile BSG-Leiter gewordenen war. Was Werner, der natürlich auch mit an der Löcknitz war, der von so vieler Nacktheit fast erblindeten Frau geantwortet hat, hat er uns leider nicht verraten.

Am Sonntagmorgen wurde dann alles wieder in die Boote verladen und es ging dann löcknitzabwärts. Die Löcknitz ist ein ganz schmales, nur bootsbreites Fließ im Oberlauf, windungsreich und teilweise auch, vor allem bei Niedrigwasser, ziemlich verkrautet. Trotz der eingangs genannten Landtransporte erfreute sich diese Fahrt einer sehr großen Beliebtheit. Am Ende der 80er Jahre wurde die Löckniitz dann aus Naturschutzgründen in ihrem Oberlauf bis zur Straßenbrücke Grünheide - Spreeau gesperrt.

Heute ist unser ehemaliger „wilder“ Zeltplatz wirklich ziemlich wild. Es gibt keine Schafe mehr, die hier das Gras kurz halten. Auch die Löcknitz sieht nicht sehr einladend aus. Ist es wegen des winterlichen Niedrigwassers oder ist sie fast vom Schilf zugewachsen? Wir drehen noch eine Runde durch den Wald und begeben uns dann auf den Rückweg. Die Zeit reicht noch aus, um im „Freizeittreff“ einen Kaffee oder Cappuccino zu trinken.

Am späten Nachmittag haben wir für zwei Stunden eine Ballspielhalle gebucht. Alles ist bestens vorbereitet, das Netz für Volleyball und zwei Netze für Federball sind bereits aufgebaut.

Nach dem Abendbrot geht es mit Sport weiter, Wir haben die Kegelbahn unter dem Freizeittreff geordert. Eine Frauenmannschaft startet gegen eine Männermannschaft. Am Ende gewinnen ganz knapp die Männer.

Am Sonntagmorgen haben wir wieder für zwei Stunden die Schwimmhalle sowie die Muckibude und eine Sporthalle zur

Enkel (26) trainiert die Oma (79)

Verfügung. Unsere Gymnastiktrainerin Anja zieht hier ihr gesamtes Dehnungsübungsprogramm gnadenlos durch, Wolfgang aus Oranienburg stöhnt mir dann am nächsten Tag seinen Muskelkater durchs Telefon. Tja, Wolfgang, dieses Vergnügen genießen wir jeden zweiten Sonntag in der Grünauer Sporthalle. Aber in Kienbaum können zur Auflockerung noch ein paar Runden geschwommen werden.

Halb zwölf Uhr ist dann endgültig Schluss mit Sport (und Mord). Leider war es in der Schwimmhalle recht kühl und auch das Wasser war für den vielstündigen Wasseraufenthalt zu kalt, was bei einigen Teilnehmern zu anschließenden gesundheitlichen Problemen führte. Das wird uns aber nicht davon abhalten, dass Anne im nächsten Winter wieder für ein Wochenende mit uns nach Kienbaum fährt.