Pfingstfahrt 2019 auf der Elde

Der letzte Satz der Elde-Fahrt 2016 lautete: „Zwischen Plau und Neustadt-Glewe gibt es noch 70 km Neues zu entdecken, das sollten wir in den nächsten Jahren unter die Paddel nehmen.“

Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen! Es grünten und blühten

Feld und Wald; auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken

übten ein fröhliches Lied die neu ermunterten Vögel;

Jede Wiese sprosste von Blumen in duftenden Gründen,

festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.

(Johann Wolfgang von Goethe: Reineke Fuchs)

 

Die Teilnehmer an der Pfingstfahrt

In diesem Jahr war es wieder soweit. Im Sportprogramm wurde als Standquartier der Wasserwanderrastplatz Garwitz – das Lewitz-Camp – vorgesehen. Das Camp befindet sich zwischen Elde-Müritz-Kanal und alter Elde ungefähr 600 m vom Dorf Garwitz entfernt. Aufgrund unserer Anmeldung wird uns ein großer Platz in der Nähe einer überdachten Sitzgruppe zugewiesen. Die attraktiven Plätze am Wasser nutzen Dauercamper aus der Umgebung. Für unsere Zeltler bleiben nur spärliche Grasflecken übrig. Aber am schockierendsten ist für uns und vor allem unsere Frauen das Sanitärgebäude. In einer ollen Bretterbude befinden sich zwei Toiletten, zwei Waschbecken und (immerhin) eine Dusche.

Das „luxuriöse“ Sanitärgebäude

Zu den Stoßzeiten früh und abends herrschte hier immer ganz schönes Gedränge, waren doch über Pfingsten mindestens an die 50 Camper auf dem Platz.

Bis zum späten Abend sind alle Teilnehmer angereist. Dabei sind auch einige nicht so trainierte Paddler, deshalb wird die geplante Strecke etwas verkürzt. Am nächsten Morgen starten wir nach Slate, das befindet sich rd. 15 km eldeaufwärts. Ein Schild weist uns den Weg zum ehemaligen Hafen. Die Personenfähre wurde eingestellt. Als Einsatzstelle eignen sich immer noch beide ehemalige Fährstellen, allerdings liegt die am linken Ufer auf einem Hotel-Grundstück. Aber unbehelligt können wir einsetzen.

Die Regionen rund um die Müritz-Elde-Wasserstraße zählen mit zu den am dünnsten besiedelten Gegenden in Mecklenburg-Vorpommern. Der Fluss prägt die Landschaft und das Hinterland. Größere und kleinere Flussläufe aus dem Hinterland fließen in die Müritz-Elde-Wasserstraße. Teilweise ist parallel noch die Alte Elde erhalten und lädt zu reizvoller Befahrung ein. Wiesen und Weiden, beiderseits Wälder, Erlen und Weiden säumen die Ufer und im Rückstau der Schleusen können auch die Paddler über die Ufer hinausschauen.

Nach 4 km haben wir die Selbstbedienungsschleuse Parchim erreicht. Über eine Leuchtschrifttafel werden wir über die erforderlichen Bedienungshandlungen sowie den Ablauf der Schleusung informiert. Wir werden 3,1 m abgesenkt. Das Untertor ist deshalb kein Stemmtor sondern ein Hubtor. Da es auch eine Fernbeobachteranlage gibt, halten wir uns streng an die Signalisierung der Lichtsignalanlage.

Schleuse Parchim mit Hubtor zum Unterwasser

Von Parchim ist vom Fluss aus nicht viel zu sehen. Nur der Kirchturm von St. Georgen lugt über das Ufergrün. Wie auf dem Foto zu sehen ist, erfreuen wir uns auch an einem kräftigen Rückenwind.

Kirche St. Georgen in Parchim

Unterhalb Parchims paddeln wir sofort wieder durch ein Waldgebiet. Nach ca. 3 Kilometern erreichen wir rechts eine kleine Anlegestelle, die im Wasserwanderatlas als Wasserwanderrastplatz  Möderitz eingetragen ist. Wir legen zu unserer Mittagsrast an.

Wasserwanderrastplatz Möderitz

Nach 4 km gegenüber vom Dorf Malchow befindet sich auf der linken Seite ein Abzweig der alten Elde. Wolfgang steigt aus, um eine Umtragungsmöglichkeit zu erkunden. Das gewaltige Sturzwehr ist fast 3 m hoch, links und rechts befinden sich längere Spundwände. Eine Umtragung direkt am Wehr erscheint unmöglich. Zwischen Elde und alter Elde befindet sich ein größeres eingezäuntes Gelände. Im aktuellen Flussführer findet sich die Bemerkung: „beschwerliches Umtragen“.

Wehr zur Alten Elde gegenüber vom Dorf Malchow

Es geht am Ort Damm vorbei. Er heißt wohl deshalb so, weil hier die Elde wieder an einer abfallenden Landschaft liegt und daher das linke Ufer auf weiten Strecken durch einen Damm gebildet wird. Eine längere Strecke paddeln wir jetzt schnurgeradeaus, rechts und links stehen hohe Bäume am Ufer. Und 4 km nach Malchow erreichen wir unser Lewitz-Camp.

Am Pfingstsonntag weckt uns wieder eine strahlende Sonne. Über Nacht war Wolfgang eingefallen, wie man die Umtragung doch noch meistern könnte, Also starten wir in Richtung Parchim. Das erste Kajak gleitet ins Wasser. Das ist der Start zu einer etwa dreistündigen Entdeckungsreise (dachten wir). Ohne nennenswerte Gegenströmung gleiten die Kajaks vorbei an den ausgedehnten Waldgebieten des Garwitzer Forstes. Nach 4 km haben wir die Umtragestelle erreicht. Vor der Umzäunung steigen wir aus und tragen unsere Boote über die Wiese bis ans Ende der Stützwand. Mit den Paddeln wird eine schmale Einsatzstelle „gemäht“ und danach werden die Boote senkrecht ins Wasser geschoben.  In Damm erklärt uns ein älterer Herr, dass wir uns über einen guten Wasserstand freuen dürfen, denn vor ein paar  Tagen sei der Pegel einen halben Meter geringer gewesen. Wir dürften also problemlos ohne hinderliche Verkrautungen abwärts fahren können.

Einsetzen in die Alte Elde

Die Boote gleiten gemütlich mit der Strömung zurück in Richtung Garwitz. Hier zeigt sich der Gegensatz zur Wasserstraße. Kaum einmal 200 Meter geht es in einem Stück geradeaus, immer wieder bieten Kurven einen neuen Blick auf Fluss- und Wiesenlandschaft. In den Abbruchkanten der Ufer nisten die 'Diamanten des Wassers', die Eisvögel. Reiher beobachten aufmerksam die vorbeigleitenden Boote. 

Zur Mittagszeit findet sich auch eine Ausstiegsstelle am rechten Ufer. Nur baden will hier keiner. Nach ca. 6 Kilometer treffen sich alter Fluss und Kanal wieder.  An der Mündung befindet sich ein rot-weiß-rotes Schild mit dem Hinweis „Lebensgefahr“. Wieder zu Hause, findet ich im Internet den Hinweis: Ab 12. August 2016: die Alte Elde ist bis auf weiteres für den Allgemeingebrauch aus Gründen der Sicherheit gesperrt! Ist da wirklich ein leichtsinniger Kajakfahrer über das Wehr getrieben? Liebes Wasserstraßenamt, ein Hinweis auf die Gefahrenstelle Wehr hätte hier vollauf genügt, dafür hättet ihr aber eine ordentliche Umtragestelle bauen können.

Wir wollen über die Garwitzer Schleuse mit einer Hubhöhe von 3,9 m wieder auf den oberen Abschnitt der Wasserstraße. Vor uns liegt bereits ein Motorboot vor dem offenen Schleusentor bei roter Ampel. Die Anzeigetafel verbietet uns die Einfahrt mit dem Hinweis auf eine Berufsschifffahrt. Pfingstsonntag und dann Berufsschifffahrt? Geduldig warten wir auf ein Ausflugsschiff. Nach gefühlt einer Stunde tuckert es hinter uns und die MS Mecklenburg fährt endlich in die Schleuse. Es ist ein Flusskreuzfahrtschiff für die schmalen Mecklenburger Kanäle und Schleusen.

Schleuse Garwitz

Die letzten 300 Meter bis zur Aussatzstelle am Lewitz-Camp sind nun leicht geschafft. Für die Strecke von 11 km haben wir immerhin sechs Stunden gebraucht.

Heute tritt wieder unser Meisterkoch Jörg in Aktion. Er hat bereits zu Hause eine Kartoffelsuppe vorbereitet, die in der Campküche nur noch erwärmt werden muss. Dazu gibt es in der Feuerschale für die kleinen und großen Kinder ein kleines Lagerfeuer.

An Pfingstmontag ist allgemeine Abreise. Nur vier Sportfreunde machen noch eine Wanderung auf dem Walderlebnispfad „Sagenhafte Lewitz“.

Eingang zum Walderlebnispfad

Anschließend fahren diese vier noch zu einem Stadtrundgang nach Parchim. Parchim bietet seinen eigenen Reiz durch eine Altstadt, die in weiten Teilen wieder hergestellt wurde. Die Elde fließt als Altarm um den halben Innenstadtkern herum. Das Stadtmuseum in der Lindenstraße bietet eine ständige Ausstellung der Stadtgeschichte. Parchim war früher eine Hochburg in der Tuchherstellung, Leinweberei und des Hopfenanbaus.

Kirche St. Georgen In Parchim

Jetzt fehlen uns für die durchgängige Befahrung der Elde rund 40 km zwischen Plau und Slate, die werden wir in den folgenden Jahren bestimmt auch noch schaffen.

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