Jede von Vereinen organisierte mehrtägige Kanuwanderfahrt hat ihre eigenen Besonderheiten. Eines ist allen gleich, man muss sein Schifflein zu Wasser lassen und vom Start zum vorgegebenen Ziel paddeln.
Aber die Randbedingungen sind jeweils anders, so wird bei der Saalefahrt das Gepäck über vier Tage separat transportiert, so können wir auch ansonsten gesperrte Gewässer paddeln, wie bei der Berliner Stadtfahrt oder der Magdeburger Trogbrückenfahrt, zur Spreewaldfahrt gibt es in dessen Labyrinth einen Orientierungswettkampf, zur Wintersaalefahrt kann man bei einer Bierverkostung schon mal über 200 Sorten probieren und bei der Winterspreefahrt ist fast der gesamte Verein an der Vorbereitung des abendlichen Buffets beteiligt. Aber dazu später.
Bis zum späten Freitagabend reisen fast alle 80 Teilnehmer an. Man trifft sich im Bürgerhaus von Hangelsberg unweit der Müggelspreehalle. Nach kurzer Begrüßung der Teilnehmer aus Berlin (33), Brandenburg (4), Dessau (1), Eisenhüttenstadt (3), Erfurt (2), Erkner (2),Jena (2), Potsdam (6), Rehbrücke (6), Rostock (9), Schwedt (2), Wusterwitz (3) und 5 Einzelpaddler vom LKV Brandenburg durch den Fahrtenleiter Jörg, zeigt Wolfgang vom SCBG einige spektakuläre und besinnliche Videos seines Vereins. Wildwasserfahrer und Genusspaddler können sich an einer Befahrung der Mimente (Nebenfluss des Tarn), des Klarälven (Schweden) und einer Fahrt durch die schwedischen Schären weit im Norden von Stockholm erfreuen.
Am Samstagmorgen können wir lange ausschlafen. Aber um 08.00 Uhr wuseln die Paddler dann im Bürgerhaus umher und umlagern den Kaffeethermophor. Heute kann man noch einmal in aller Ruhe frühstücken, denn der Zug nach Fürstenwalde fährt erst 09.54 Uhr. Die ökologiebewussten Paddler haben bereits am Vorabend ihr Boot beim Ruderverein in Fürstenwalde abgelegt und nutzen heute umweltbewusst die Eisenbahn. Noch immer steht in Hangelsberg kein Fahrkartenautomat, rund 70 Paddler bedanken sich beim Sponsor DBAG, denn auch der Schaffner schafft es nicht in fünf Minuten Fahrzeit durch den Zug zu kommen.
Bis zur Eröffnung um 11.00 Uhr haben wir fast eine Stunde Zeit. Zeit genug, um mit den zuletzt angekommenen noch einen Schwatz zu machen, die Boote startklar vorzubereiten und ein Gruppenfoto für diesen Bericht zu knipsen.
Endlich ruft der Fahrtenleiter Jörg zur Eröffnung. Ich weiß nicht, aus welcher Mottenkiste er die zerknitterte Winterspreefahne ausgebuddelt hat. Er hat mir aber versprochen, zur 43. Fahrt wird die Fahne vorher gebügelt. Bis zum Anreisetag war in Berlin/Brandenburg trübes regnerisches Wetter, aber heute wagt sich eine schwache Sonne durch den Morgennebel. Und die Wetterapps versprechen für das Wochenende weiterhin etwas Sonnenschein und keinen Regen. Liebe Kanubären, das habt ihr gut hinbekommen, dafür gibt’s ein Extralob. Nach vielen organisatorischen Hinweisen (und Bitten zur Müllentsorgung) eröffnet Jörg die Fahrt mit einem kräftigen „Sport frei“!
Die Ruderer haben drei lange Bootsstege und so können immer fast zehn Boote gleichzeitig einsetzen und alsbald sind alle auf dem Wasser und streben die fünf Kilometer auf dem Oder-Spree-Kanal dem Abzweig zur Müggelspree (für die Berliner ist es die Alte Spree) an der Großen Tränke zu. Inzwischen hat eine kleine Mannschaft an der Großen Tränke den Grill angeheizt und den Glühwein warm gemacht und als die ersten Paddler angelegt haben, können die Verzehrbons eingelöst werden.
Am Grill gibt es Bratwürste und Steaks
Ich lobe beim Fahrtenleiter ganz besonders den Glühwein, der nicht so süß wie auf den Berliner Weihnachtsmärkten ist. Er verrät mir auch das Geheimrezept…
Nach dem fünften Glühwein, weil er so gut schmeckt, brechen wir auf. Der Wasserstand ist heute gut und man kann die rechtsseitige Fischtreppe ohne Probleme nutzen. Es paddelt sich auch mit einem Zweierkajak, wie man sehen kann.
Alle anderen setzen an der Umtragestelle auf der linken Seite ein.
Inzwischen ist es 13.00 Uhr und die Sonne hat es fast gegen den Nebel geschafft, und die restlichen 9 km bis zum Ausstieg in Hangelsberg sind nach einer guten Stunde zurückgelegt.
Ute aus Altglienicke, Ute aus Neukölln, Anne aus Friedrichshain und der Fotograf Wolfgang aus Lichtenberg
Beim „Kanusport Spree“ steigen wir aus und dürfen dort auch unsere Boote ablegen
Das ist insofern sehr praktisch, weil sich gleich gegenüber die „Müggelspreehalle“ befindet. Ich nehme mir heute die Zeit, einmal kurz das Quartier vorzustellen:
Die Müggelspreehalle in der winterlichen Dunkelheit
Die Halle darf nur in sauberen Turnschuhen betreten werden, Seine Straßenschuhe lässt man gleich in der Eingangshalle zurück. Die riesige Sporthalle kann durch eine flexible Trennwand geteilt werden. In der hinteren Halle waren bisher immer die Kanuten untergebracht.
Die vorhandenen Turnmatten reichen fast für alle Schläfer noch als zusätzliche Unterlage unter den Isomatten.
Überbrückung der Wartezeit bis zum abendlichen Festessen und Kanutenball
Natürlich gibt es auch noch piekfeine Sanitärräume, da wird aber gerade warm geduscht, also habe ich mir das fotografieren verkniffen.
Im Bürgerhaus wirbeln inzwischen die 28 teilweise extra angereisten Kanubären, um das abendliche Buffet vorzubereiten (siehe Bericht zur 40. Winterspreefahrt). Kurz vor dem offiziellen Einlass um 18.30 Uhr ist dann alles zubereitet und die Köchinnen und Köche präsentieren ihre 15 Suppen, das sind heute 5 Suppen mehr als im vorigen Jahr.
Der Fahrtenleiter kann sich gerade noch bei seinen Sportfreunden zünftig bedanken. Dann stürmen auch schon die Fahrtteilnehmer das Bürgerhaus.
Nachdem alle einen Platz gefunden haben, eröffnet der Fahrtenleiter Jörg den Abend und wünscht allen einen guten Appetit.
Fast alle Teilnehmer lauschen den Worten von Jörg und freuen sichs aufs Essen
Allen Suppen hat Heike einen phantasievollen Namen verpasst. Keine Ahnung, was sich dahinter verbirgt. Ich lese: „Scharfer Mexikaner, XL-Überraschung, Pups-Suppe, Herbst-Kuss, Спутникий суп (Für die nach 1990 geborenen: Sputnik Suppe), Lotti Karotti, Gehackter Holländer, Tom-Gha-Kai, Feuerteufel, Atzteken Süppchen, Gekarperte Klopse, ???, Vegan, Südländischer Mixtopf und Ariel-Suppe.“ Hinweise gibt es wie üblich nur im Kleingedruckten. Also muss man probieren und kosten. Unsere Ute hat dabei sieben Suppen geschafft, allerdings immer nur mit einer kleinen „Kostekelle“. Ich halte mich heute an den „Kalten Hund“, der wunderbar mit Rum aufgepeppt ist. Wer kein Suppenkasper ist, findet auch noch ein leckeres kaltes Buffet mit einer großen Schüssel
Obstsalat, leckeren Puddings, Nudelsalat, kleine Buletten, gefüllten Eiern, Lachs und Käse, sauren Gurken, Brot und Schrippen. Dieses Buffet hat mindestens drei*** Sterne verdient.
Endlich sind alle satt, dabei ist erst die Hälfte des Buffets leer gefuttert. Nun tritt der DJ in Aktion und zieht seine Regler hoch.
Thomas, der DJ, am Mischpult und der Meister Elektrika, der alle Verbraucher des Abends mit Strom versorgt
Irgendwann ist Schluss, denn am Sonntagmorgen um 07.30 Uhr öffnet das Bürgerhaus zum Frühstück. Heute ist die längere Strecke zu paddeln. Bis Erkner sind es 26 km. Einige müssen noch ihre Autos nach Erkner bringen, andere machen eine komplizierte Pendelei nach Spreeau und zur Jägerbude.
Dank des guten Wasserstandes fließt die Alte Spree mit 2…3 km/h Richtung Dämeritz-See. Das bringt unsere Gruppe auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 8,5 km/h. Entgegen den Wettervorhersagen wird es auch nicht wärmer als 5 Grad, da müssen wir uns schon warm paddeln.
Anne, Dieter, Ute,Ute, Frank und der unsichtbare Fotograf Wolfgang
An der Jägerbude legen wir eine Pause ein. Wie üblich dauert es über eine Stunde ehe das Essen kommt. Dafür ist die Wildschweinsuppe ungenießbar, versalzen und riecht vergammelt. Die Kellnerin verteidigt sie zwar mit dem Hinweis auf einen strengem Wildgeschmack, trotzdem geht die Suppe ungenossen wieder zurück. Unsere Mädels müssen hungrig weiterpaddeln. Gegen 14.00 Uhr legen wir zwischen Straßen- und Eisenbahnbrücke in Erkner im Flakenfließ an.
Vielen Dank an den Fahrtenleiter Jörg und seine fleißigen Helfer von den Berliner Kanubären. Das war wieder eine tolle Fahrt zum Jahresende, die in ihrer Attraktivität kaum noch zu steigern ist. Wünschen wir den Kanubären noch viele Jahre Durchhaltevermögen, denn so viele Wochenendfahrten gibt es nicht mehr.