Herbstfahrt nach Plön

Schön, wenn ein fester Feiertag auf den Dienstag oder Donnerstag fällt, dann ist es möglich mit einem Brückentag einen Kurzurlaub von vier Tagen zu machen. So auch in diesem Jahr, der Tag der Deutschen Einheit fiel auf einen Donnerstag. Unsere Wanderwartin hatte bereits im vorigen Jahr die Jugendherberge in Plön für eine Fahrt auf der Schwentine in Schleswig-Holstein bestellt.

Zum Nachteil der Hundebesitzer sind deren besten Freunde in Jugendherbergen nicht erwünscht, aber in Plön befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft ein Fünfsterne-Campingplatz, so dass am Ende sich 16 Sportfreunde für die Schwentine-Fahrt meldeten.

 

Vor dem Start zur ersten Etappe

Vom Bootshaus bis zur Jugendherberge benötigt man ca. vier Stunden mit dem Auto über die A24. Bis zum Abendbrot waren dann fast alle staufrei eingetrudelt.

Die Jugendherberge hat uns ziemlich überrascht, nämlich wegen ihrer Größe, denn sie hat in 47 Zimmern 201 Betten. Kein Zimmer hat also mehr als vier Betten sowie ein oder zwei Sanitärräume. Und wir waren am ersten Abend fast die einzigen Gäste.

Für uns war die Lage am Großen Plöner See natürlich ideal. Zwischen dem See und dem Gebäude befindet sich eine große Wiese. An der Badestelle konnte man gut ein- und aussetzen, allerdings ohne Steg, so dass man immer ins Wasser treten musste und das bei schon niedrigen Wassertemperaturen, aber das mussten wir in den folgenden drei Tagen noch mehrmals.

 

Bettenhaus der Jugendherberge Plön

  

Badestrand der Jugendherberge, Ein- und Aussetzstelle für Paddler

Am Feiertag paddeln wir die Schwentine von Eutin nach Plön. In der Nähe des Ruderklubs Germania Eutin befinden sich ein Parkplatz und auch ein Steg zum Einsetzen.

 

Eutin, Holstenstraße 1, Einsatzstelle am Großen Eutiner See

 

Anleger der Großen Eutiner Seenrundfahrt, Johannes mit Noah ist abfahrbereit

Inzwischen haben sich auch die letzten Wolken verzogen und wir haben für die kommenden vier Tage immer einen strahlend blauen Himmel und damit auch keinen Regen. Dafür weht aber heute ein kalter Wind aus nördlicher Richtung, der je nach Fahrtrichtung unangenehm von der Seite und manchmal auch von vorn kommt.

Trotz des sehr informativen Jübermann-Wasseratlas ist die Orientierung auf den folgenden Seen nicht immer einfach. Wir haben aber auch Glück, zur Saison 2024 hat man die Einfahrten aus den Seen mit kleinen roten Pfeilen auf niedrigen Pfählen markiert, die aber leider aus großer Entfernung kaum zu erkennen sind. Besser wären natürlich die schwarz-weißen Rautentafeln in vier Meter Höhe, aber die dürfen wohl wieder bloß an Bundeswasserstraßen stehen.

  

Einfahrt in die Schwentine, rechts neben dem Boot das hier übliche Einfahrtszeichen

Ein paar hundert Meter paddeln wir noch auf dem kleineren Teil des Großen Eutiner Sees, dann kommt "richtige" Schwentine durch Eutin. Die Schwentine sieht hier noch richtig wild aus, die Ufer sind mit Wildnisstauden bewachsen, die im Sommer bestimmt schön blühen.  

Von der Stadt Eutin bemerkt man hier kaum etwas. Sogar Eisvögel kann man hier antreffen. Es ist nur Natur um uns herum, bis wir fast bei der Mühle Fissau angekommen sind. Dort müssen wir unsere Boote auf einer längeren Strecke umtragen. Vorsorglich haben wir für unsere Zweier einige Bootswagen mitgebracht.    

Beim Restaurant "Fissauer Fährhaus" erreichen wir den Kellersee.  Sodann umrunden wir die sehr schöne Halbinsel Riemannstein. Nach drei Kilometern paddeln wir links in die Schwentine bei Bad Malente. Nach ca. 2,5 Kilometern, teils durch Natur, teils durch Gärten, erreichen wir die Umtragung an der Gremsmühle.

 

 Abenteuerliche Ausstiegstelle an der Umtragemöglichkeit an der Gremsmühle

Die hier gebaute Anlegemöglichkeit zum Umsetzen ist nicht besonders klug konstruiert, es kann immer nur ein Boot anlegen. Für das Umsetzen selbst steht eine längere Rollenbahn bereit.

 

Ute auf der Rollenbahn an der Gremsmühle

Die Strecke dahinter bis zum Dieksee ist eine Gefällestrecke, die oft zu wenig Wasser, aber viel Strömung aufweist. Der Jübermann-Atlas empfiehlt zu treideln, nur die leichte Christine kann sich mit einer Handbreit Wasser unterm Kiel die kurze Treidelstrecke durchschummeln. Alle anderen waten durchs kalte Wasser. Gleich nach der Mündung in den Dieksee fahren wir nach rechts. Hinter dem Schiffsanleger befindet sich eine recht hohe Uferbefestigung, aber alle schaffen es, hier hoch zu klettern und die Boote aus dem Wasser zu hieven, denn es ist Mittagszeit. Am steilen Hang sind ausreichend Mauern und Bänke für ein gemütliches Picknick vorhanden. Dabei können wir am Schiffsanleger gerade den Fahrgastwechsel der Seenrundfahrt beobachten.

  

Unser Pausenplatz in Bad Malente

Vor uns liegen noch 13 Kilometer und eine Umtragung, also fahren wir alsbald weiter. Unsere Kanutour führt uns über den Dieksee. Der Wind hat mächtig aufgefrischt und kommt fast genau von Nord und trifft uns die folgenden 3,5 km voll von der Breitseite. Wie schön wäre es bei Windstille, denn es ist hier recht ruhig. Südlich von Timmdorf erreichen wir an einer Brücke eine sehr schmale Durchfahrt in den Langensee. Kein Fahrgastschiff in Sicht, also haben wir eine ungehinderte Durchfahrt. Nach dem Langensee paddeln wir durch den Behler See. Wieder kommt der starke Wind von rechts, ehe wir leicht in südöstliche Richtung abdrehen können, um die Durchfahrt zum Höftsee anzusteuern. Vor uns befindet sich Plön-Fegetasche mit seinen Bootsstegen des Plöner Wassersportvereins.

 

Rollenbahn an der Umtragestelle Plön-Fegetasche

Wir halten uns links davon. Dort befindet sich ein Steg für die etwa 50 Meter lange Rollenbahn, um das dortige Schwentinewehr zu überwinden, natürlich plätschert auch noch ausreichend Wasser über das Wehr. Man hätte also auch sehr gut einen Kanu-Fisch-Pass bauen können. Trotzdem, freuen wir uns, dass wir unsere Boote nicht schleppen mussten.

Nach der Umtrage paddeln wir etwa einen Kilometer schöne Schwentine und erreichen dann den Großen Plöner See. Wir sind immer wieder erstaunt über die die vielen Wasservögel auf allen Seen, dazu gehören sehr viele Wildgänse, Stockenten, Blesshühner, Schwäne und Kanadagänse. Auch einen Fischadler konnten wir am Himmel sehen.

 

Fischadler oder Seeadler über uns

Rechts von uns befindet sich am Nordufer des Großen Plöner Sees die Stadt Plön. Das Wahrzeichen Plöns, das Plöner Schloss auf dem Burghügel kann man von allen Anfahrtswegen zu Lande und zu Wasser schon von weitem sehen. Trotz des Windes und dem kabbeligen Wasser gelingen doch einige Fotos.

 

Blick auf Plön mit dem Plöner Schloss auf dem Burghügel

Um zur Jugendherber zu gelangen, paddeln wir in westlicher Richtung. Rechts bleibt dabei die Insel Olsborg liegen. Das Ufer, auf das wir zu paddeln, gehört zur Halbinsel Prinzeninsel. Ein kurzer Stichkanal führt uns zur Rohrdommelbucht. Gleich nach der Ausfahrt aus dem Stichkanal wenden wir uns nach links und gelangen dann in die westliche große Ausbuchtung des Großen Plöner Sees. Nun brauchen wir nur noch wenige hundert Meter am Nordufer längs zu paddeln, vorbei am Campingplatz Spitzenort zum Anlegeplatz an der Jugendherberge, den wir nach 20 Kilometer erreichen.

Am Freitag, dem Brückentag, wollen wir es etwas ruhiger angehen. Wir wollen den kleineren Teil des Großen Plöner Sees umrunden. Heute soll es nicht mehr so stürmisch sein und tatsächlich ist es beim Start absolut windstill.

 

Start bei absoluter Windstille mit schöner Spiegelung im Wasser

Nach dem Nicole und Ralle mit Tammi, unsere Campingplatznutzer, angekommen sind, starten wir kurz nach 10.00 Uhr. Wir paddeln im Gegenuhrzeigersinn um den ovalförmigen See immer in 10 bis 50 m Entfernung vom Ufer. Als erstes haben wir den Seecamping auf der rechten Seite, danach kommt die kleine Gemeinde Ascheberg. Kurz danach steigt Rauch auf, es ist der Rauch aus dem Räucherofen einer Fischerei. Hier werden wir bei der Heimfahrt bestimmt mal vorbeischauen. Eigentlich käme jetzt ein Naturschutzgebiet, da aber keine Sperrtonnen ausgelegt sind, paddeln wir weiter zwischen dem Ascheberger Warder (so heißen die kleinen Inseln hier), dem Tempel und dem Festland vorbei. Nach 7 km befindet sich auf der rechten Seite der Ort Dersau mit dem Camping Seeblick.

 

 Bei Windstille auf dem Großen Plöner See

Hier sind wir am südlichsten Punkt des Sees angekommen. Wir wechseln die Richtung nach Nordost und nach 2 km finden wir beim kleinen Ort Sepel einen schönen Pausenplatz auf einer Wiese mit einem Tisch und zwei zugehörigen Bänken. Allerdings sind wir etwas verunsichert, ob das nicht doch ein Privatgelände ist. Selbstverständlich hinterlassen wir keine Spuren unseres Lunchpakets und paddeln nach einer Stunde weiter. Das Alswarder lassen wir links liegen und paddeln nun genau nach Norden zu unserer Jugendherberge

Da die heutige Strecke nur 13 km betrug und auch keine Umtragungen hatte, sind wir schon gegen 14 Uhr zurück, so bleibt noch viel Zeit für einen kleinen Stadtbummel durch Plön.

Einiges zur Geschichte von Plön: Im 8. Jahrhundert gelangten die slawischen Abodriten in den Plöner Raum. Auf der großen Plön vorgelagerten Insel Olsburg errichteten die Slawen eine umfangreiche Befestigungsanlage. Sie nannten ihre Siedlung Plune, was „eisfreies Wasser“ bedeutet. 1139 zerstörten sächsische Holsten gegen den Willen des Holsteiner Grafen  Adolf II. von Schauenburg eigenmächtig die Festung und beendeten die slawische Herrschaft über den Plöner  Raum. Adolf II. ließ eine Burg auf dem heutigen Schlossberg bauen. Im Schutz der Burg nahe der von Lübeck nach Norden führenden Handelsstraße entwickelte sich eine Marktsiedlung. Im Jahre 1236 wurde Plön das Lübische Stadtrecht verliehen. Von 1561 bis 1761 war Plön Residenz des Herzogtums Schleswig-Holstein Sonderburg Plön.

  

Das Rathaus

 

Schloss Plön

Durch Erbteilungen innerhalb des dänischen Königshauses entstand 1622 das Herzogtum Schleswig-Holstein-Plön. Mit Errichtung des Plöner Schlosses anstelle der alten Burg 1633–1636 durch Herzog Joachim Ernst wurde Plön Hauptstadt des kleinen Fürstentums.

Unter Friedrich Carl wurde das Schlossgebiet um mehrere barocke Gebäude und einen Lustgarten erweitert.

1761 fiel das Herzogtum an die dänische Krone zurück. Damit gehörte Plön bis zur Bundesexekution Ende 1863 wie das restliche Herzogtum Holstein zum dänischen Gesamtstaat. Es diente zeitweilig dem dänischen König als Sommerresidenz

1867 wurde Plön ein Teil von Preußen. Die Hohenzollern-Prinzen erhielten ihre schulische Ausbildung zum Teil in Plön; die Prinzeninsel ist heute noch im Besitz des Hauses Hohenzollern. König Wilhelm I. bestimmte 1868 das Schloss Plön zur Kadettenanstalt.

Nach dem I. Weltkrieg wurde daraus ein Internat, das 1933–1945 als Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NAPOLA) diente. Seit 1946 war es wieder staatliches Internat.

Ab Mitte April 1945 hielten sich kurzzeitig Teile der letzten Reichregierung sowie der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine Karl Dönitz in Plön auf. Am 1. Mai verkündete Dönitz von hier, dass Hitler gefallen sei und ihn zum Nachfolger bestimmt habe. Am nächsten Tag floh diese Reichsregierung vor den herannahenden britischen Truppen weiter nach Flensburg. Plön wurde anschließend zur „Offenen Stadt“.

Das Internat im Plöner Schloss wurde 2001 unter der Landesregierung von Heide Simonis geschlossen und das Schloss an den Optikkonzern Fielmann verkauft. Dieser hat dort nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten im Oktober 2006 eine Akademie für das Optikerhandwerk eröffnet.

 

Fußgängerzentrum

  

Umtragung an der Stadtschwentine

Nach diesem kurzen Ausflug in die Stadtgeschichte von Plön kehren wir wieder zu unserer Paddeltour auf der Schwentine zurück. Die 3. Etappe führt uns am Sonnabend über 15 km nach Preetz. Vorher bringen wir aber unsere Fahrzeuge nach Preetz und erkunden dabei gleich die Ausstiegsmöglichkeiten am Preetzer TSV, deren Gelände eigentlich frei zugänglich ist, aber wir holen uns trotzdem telefonisch die Erlaubnis zum Anlegen ein.

Wir müssen kurz die vorgestrige Strecke zurück paddeln. Nehmen am Campingplatz wieder Nicole und Ralle auf und biegen kurz danach in die Rohrdommelbucht ab. Hier wenden wir nach Westen und gelangen kurz danach an die Umtragestelle Spitzenort. 2010 hat man das Wehr zu einem Kanu-Fisch-Pass umgebaut.

  

Treideln oder fahren am Kanu-Fisch-Pass an der Umtragung in Plön Spitzenort?

Nur die ganz „Leichten“ können heute den Kanu-Fisch-Pass fahren. Trotzdem ist das Treideln natürlich leichter als die Boote zu schleppen. Wir haben etwas Pech, angeblich kann man bei gutem Wasserstand hier einfach ohne zu treideln hinunter paddeln .

Wir gelangen erst einmal durch den sehr kleinen Mühlensee, der durch einen Eisenbahndamm geteilt ist. Von seiner zweiten Hälfte führt ein kleiner Durchstich in den Kleinen Plöner See. Wir steuern leicht nach Nordwest und halten uns in der Nähe des linken Ufers. Nach 1,5 km heißt es nach Südwest abzubiegen. Hier wird die Schwentine wieder zu einem schmalen   Rinnensee und letztendlich zu einem kleinen Fluss. Dieses Gewässer nennt man hier die "Große Breite", die hier ein breiter Fluss ist oder ein sehr schmaler, langgezogener See von etwa 3,5 Kilometer Länge. Das Stück von der Großen Breite bis zum Kronsee ist einer der schönsten Abschnitte der Schwentine. Wir genießen hier klares Wasser, sandigen Grund und schnelle Strömung. Den Krohnsee durchpaddeln wir in gerader Linie, und wo Schilf und Bäume sich treffen, ist der Ausgang. Es folgt ein sehr schönes, leider ebenfalls kurzes Stück Schwentine bis in den Fuhlensee.

Nach der Einfahrt in den Fuhlensee sehen wir direkt gegenüber eine vermeintlich gute Stelle für unsere Mittagspause. Allerdings entpuppt sich das Ufer als Kuhtränke, trotzdem legen wir an und waten durch den Uferschlamm. Nach kurzer Zeit kommen hintereinander zwei Fischerboote und warnen uns vor den Bullen, die hier ihre Futterwiese haben. Und da hören wir sie auch schon brüllen, und wir ergreifen lieber die Flucht.

Hier haben wir vor 10 Minuten noch gepicknickt

Ein Fischer hat uns auch auf den Imbiss mit Seeterrassencafè „Fischer Bock „ hingewiesen. Wegen der überhasteten Flucht fährt die Gruppe noch dorthin und genießt eine Pause mit Kuchen und Eis.

Gemütliches Picknick beim Fischer Bock

Nach dem Fuhlensee genießen wir einige 100 Meter Schwentine bis zum Lanker See. Der letzte See unserer Schwentine-Fahrt mit dreieinhalb Kilometern liegt vor uns. Die Buchten am linken Ufer sowie alle Inseln sind aus Gründen des Naturschutzes gesperrt. Gleich dahinter folgt das Ende des Lanker Sees als breiter Flusslauf. Bereits kurz nach der Einfahrt befindet sich auf der linken Seite der Steg des Preetzer Kanuvereins.

Aussetzen beim Kanuverein Preetzer TSV

Am Sonntag ist nach dem Frühstück allgemeiner Start in Richtung Heimat. Ab dem Dreieck Wittstock haben wir den üblichen Feiertagsstau, dafür geht es recht zügig über die Berliner Stadtautobahn. Allen Teilnehmern hat die Schwentine sehr gut gefallen, es lohnt sich halt, bei einem langen Wochenende etwas weiter weg zu fahren.

 

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