Ich kann nur sagen: „Sch… Klimawandel!“ Oder soll man an einem Freitag den 13. nicht mit 13 Sportfreunden zu einer Fahrt starten? Seit wieder mehreren Wochen hat es nicht geregnet und die 2 Liter auf den Quadratmeter am Anreisetag führten auch zu keinem Pilzergebnis. Wir haben es gar nicht erst versucht, in den Wald zu gehen. Dabei sind wir in diesem Jahr in einem weithin bekannten Pilzrevier, nämlich den ausgedehnten Wäldern zwischen Teupitz und Prieros. Die Fahrtenleitung, Ralle und Nicole, haben für uns ein neues Quartier entdeckt, nämlich den KieZ Hölzerner See, der auch Kanustation ist (https://hoelzerner-see.de/). Die Anreise ist schon mal sehr entspannend, es sind vom Bootshaus mal gerade etwa 31 km über die Landstraße.
Wir haben ein Haus mit 24 Plätzen für unsere 13 Teilnehmer ganz für uns allein. Es ist das Hasenhaus.
Das Hasenhaus, unsere Unterkunft im Kiez am Hölzernen See
Kurz etwas zur Geschichte: Die Region am Hölzernen See war einst ein Tummelplatz für königliche Jagdgesellschaften. Ab etwa 1920 wurde am Ufer auch gezeltet und es fanden Sommerlager statt. Das Ferienlager am Hölzernen See gibt es seit 1949, es war ein Zentrales Ferienlager der „Jungen Pioniere“ in der DDR. Damaliger Träger war der Betrieb VEB Elektrokohle in Berlin-Lichtenberg. Das einstige Pionierzeltlager am Hölzernen See öffnete 1950.
In den 1970er Jahren wurde der Ruf nach mehr Betten und mehr Komfort laut. So entstanden in den folgenden Jahren weitere Unterkünfte, eine Trafostation und das neue Heizhaus, Küche und Speisesaal wurden bis zur Wende fertiggestellt.
Nach vier Jahrzehnten war damit Schluss. 1990 wurde das Lager geschlossen. Sein Inventar fast vollständig verkauft. Dem Rest drohte Zerfall und Vandalismus. Dem traten zehn Enthusiasten entgegen und hoben am 29.08.1991 den Verein „Kindererholungsdorf“ aus der Taufe. Der Verein hat aus dem Nichts das Heutige geschaffen. Der Verein und der Landkreis unterzeichneten 2008 einen Erbbaupachtvertrag, der den Standort nun für weitere 40 Jahre sichert. Der jetzige Verein „g. Kinder- und Jugenderholung Dubrow-Dahmetal“ war nun 2024 und wird vsl. auch in den nächsten Jahren unser Gastgeber zur Pilzsuchfahrt sein.
Abendbeschäftigung
Nach dem gestrigen Regen ist es am Sonnabendmorgen noch recht frisch und trübe, aber zumindest ist für heute kein Regen prophezeit. Nach dem Frühstück werden die Boote abgeladen und zum nahen Strand gebracht. Irgendwann sind dann auch alle fertig, der Faltboot-Zweier ist aufgebaut, und wir können zur Eröffnung antreten.
Gruppenfoto mit den 13 Teilnehmern und zwei Hunden
Die Fahrtenleitung, Nicole und Ralle
Danach klettern wir in die Boote und starten am Hölzernen See. Wir sind in den Teupitzer Gewässern, entstanden als eiszeitliche Rinnenseen als ein Seitenarm der Dahme, und fahren in südwestlicher Richtung. Der Wind weht heute fast vom Norden, sodass wir für die Vormittagstour fast immer Schiebewind haben.
Start am KieZ in den Hölzernen See
Das Nordufer des Hölzernen Sees ist das Waldgebiet der Dubrow. Der Wald war das Jagdrevier preußischer Könige. Am Ost- und Westufer des Hölzernen Sees erstrecken sich Naturschutzgebiete. Der Hölzerne See bietet mit seinen Steilhängen im Kiefernwald noch einen Hauch Fontanescher Idylle. Gleich nach dem Start paddeln wir am Campingplatz Dubrow vorbei. Durch eine kurze, nur etwa 10 m breite Brückenunterführung der B179 gelangen wir zum Klein Köriser See.
Einfahrt zum Verbindungskanal zum Klein Köriser See
Mitten im See befindet sich ein großes Wasserskiressort. Aber heute will da keiner trainieren, so haben wir zum Glück den ganzen See für uns und können die beste Route wählen. Beim Kilometer 9 befindet sich am Südufer der Ort Klein Köris.
Bei Kilometer 10 beginnt der Moddergraben, eine schmale Wasserstraße, die zum Kleinen und weiter zum Großen Moddersee führt. Beide Seen sind von einem üppigen Flachmoorgürtel umgeben. Wir erreichen den Ort Groß Köris. Der Verbindungskanal zum Schulzensee wird durch eine Portal-Zugbrücke überspannt. Diese Zugbrücke ist die engste Stelle in der gesamten Teupitzer Wasserstraße und setzt damit Maßstäbe an alle Wasserfahrzeuge, die von Deutschlands Wasserstraßen nach Teupitz fahren wollen. Im September wird die Brücke nur dreimal am Tag geöffnet.
Zugbrücke in der Lindenstraße in Groß Köris
Der sich anschließende Schulzensee liegt direkt an der Ortschaft Groß Köris. Den anschließenden Zemminsee erreichen wir nach der Fahrt durch einen kleinen Kanal und unterqueren dabei eine Eisenbahnbrücke und die Autobahn A13. Nach dem Zemminsee paddeln wir den letzten kurzen Kanal, den Mochgraben, und gelangen zum Schweriner See.
In einer der kurzen Durchfahrten zum nächsten See
Die Seenkette bietet immer neue Ausblicke auf Buchten, Landzungen und Ufervillen bzw. ausufernde Kleingartensiedlungen. Mehrere Zeltplätze ermöglichen das Übernachten. Die Seen sind flächendeckend geschützt durch das LSG Teupitz-Köriser Seengebiet sowie den Naturpark Dahme-Heideseen. Teile der Seeufer sind außerdem Naturschutzgebiet. Allerdings haben wir auf der ganzen Strecke auch keine Badestelle oder eine sonstige öffentliche Ausstiegsstelle entdeckt. Auch auf dem Schweriner See suchen wir vergeblich das Ufer ab. Schließlich findet Ralle auf seinem Handy eine verschwiegene Badestelle in der Ostecke neben dem Bootsverleih.
Inzwischen hat der Wind mächtig aufgefrischt und wir müssen bis zum Ausstieg hart gegen den Wind ankämpfen.
Ausstieg am Schweriner See
Nach dem ausgiebigen Mittagsimbiss starten wir die Rückfahrt. Bis zum Mochgraben können wir noch im Windschatten von Groß Köris paddeln. Gleich nach der Autobahnbrücke hat Ralle auf seinem Handy noch eine „Abkürzung“ gefunden, die allerdings im Jübermann-Atlas nicht verzeichnet ist, aber auf Google earth finde ich die Bezeichnung „Alter Kanal“. In einem großen langgezogenen Bogen münden wir vor der Eisenbahnbrücke wieder in die Hauptwasserstraße. Die bebauten Ufer waren zwar hübsch anzusehen, aber das Wasser wurde immer flacher und damit schwer zu paddeln.
Kurz vor der Zugbrücke überholt uns ein Fahrgastschiff der Dahme-Schifffahrt-Teupitz.
Für dieses Fahrgastschiff wurde die Brücke angehoben
Und wie es der Zufall will, das Schiff kommt genau zu 15.00 Uhr zur Brückenöffnungszeit. Aber der Brückenwärter senkt die Brücke erst ab, ehe er das rote Signallicht löscht. Und nun können auch wir die Brücke passieren. Später auf dem Klein Köriser See kommt uns das Fahrgastschiff entgegen und wird wohl wieder genau die Brückenöffnungszeit zu 16.00 Uhr schaffen. Schön, dass wir das mal gesehen haben.
Auf dem Kleinen Moddersee
Auf dem Klein Köriser See und dem Hölzernen See haben wir den heutigen stürmischen Wind genau von vorn. Manche Windbö reißt uns fast das Paddel aus der Hand. Es werden die anstrengendsten vier Kilometer des heutigen Tages.
Nach 22 Kilometern landen wir am KieZ an. Alsbald finden sich alle vor dem Hasenhaus in der Nachmittagssonne an und lassen sich den Pflaumenkuchen von Maritta schmecken.
Für den Abend hat Ralle Grillen und Lagerfeuer bestellt.
Grillmeisterin Nicole
Wir haben dafür einen hübschen Platz inmitten eines Ökogartens.
Die hungrigen Mäuler umlagern den Grill
Inzwischen wird es auch langsam Dunkel, das ist ja Mitte September schon kurz nach 19.00 Uhr. Ralle und Sveni verlagern das Grillfeuer in die Feuerschale und bald lodert das Lagerfeuer. Sven hat eine große Kiste Altholz mitgebracht und entlastet uns somit vom Holzsammeln.
Lagerfeuer nach der Grillparty
Am nächsten Morgen gehen einige Optimisten nach dem Frühstück noch in den Wald und suchen Pilze. Aber außer einem ungenießbaren Baumpilz finden sie leider nichts. Vertrösten wir uns auf das nächste Jahr, wenn es wieder heißt, die Pilzsuchfahrt ruft. Vielen Dank an die Fahrtenleiter Nicole und Ralle, sie haben das Hasenhaus bereits für nächstes Jahr gebucht.