Nachdem wir viele Jahre unsere Elbefahrt von Bad Schandau nach Dresden durchführten, kam unser Wanderwart 2013 auf die Idee, die Elbe bis nach Hamburg zu paddeln. So sollten alternierend alle zwei Jahre auf einer Etappe sich langsam Hamburg genähert werden.
1993 bis 2013 Bad Schandau - Dresden
2023 Dresden - Meißen
2014 Meißen – Strehla
2016 Strehla – Torgau
2017 Dommitzsch – Wittenberg
2006 Vockerode – Aken - Barby
2019 Magdeburg – Rogätz
2020 Rogätz – Tangermünde
2002 Tangermünde - Havelberg
In diesem Jahr war also die Strecke von Havelberg nach Wittenberge dran. Bis zur ersten Kanustation in Hamburg sind es „nur noch“ 160 km.
Standquartier fanden wir in diesem Jahr beim Havelberger Wassersportverein. Im Laufe des Freitagnachmittags trudeln 11 Sportfreunde in Havelberg ein. Der Verein bietet mehrere Bungalows, die vier Sportfreunde nutzen, sechs weitere schlafen in ihren Bussen und Wohnwagen und nur eine Sportfreundin zeltet.
Wegen der langen Strecke und der längeren Autopendelstrecke müssen die Kraftfahrer bereits um 09. 00 Uhr ihre Fahrzeuge nach Wittenberge bringen. Um 11.00 Uhr waren sie endlich zurück. Zum Glück hatte da der morgendliche Regen bereits aufgehört.
Die wartenden Sportfreunde haben schon alle Boote ans Wasser gebracht und kurz nach 11.00 Uhr und einem Gruppenfoto konnte gestartet werden.
Start ist noch auf der Havel. Schon nach 2 km erreichen wir über den Elbe-Havel-Kanal eine Schleuse. Diese Schleuse regelt den Wasserstand zwischen Havel und Elbe. Heute wurde wegen des guten Wasserstandes auf der Elbe aufwärts geschleust. Jetzt waren es bis zur Elbe nur noch wenige Meter.
Start am Steg vom Havelberger Wassersportverein
Die eigentliche Havel fließt gleich hinter der Spülinsel nach rechts, teilt sich aber bei der Wehrgruppe Quitzöbel in den Gnevsdorfer Vorfluter und die Havel. Diese Wehrgruppe lässt sich zwar umtragen, wird aber im Flussführer als „beschwerlich“ ausgewiesen.
Noch war es weitgehend windstill und die Elbe hatte beim heutigen Wasserstand eine leichte Strömung, sodass wir zwischen 7 und 9 km in der Stunde zurücklegen.
Anke, Anne und Ute
Bei km 438,5 sind wir ganz in der Nähe des bekannten Storchendorfes Rühstädt mit ca. 40 Storchenpaaren und doppelt so vielen Jungstörchen. Ein Anruf beim NABU ergab leider die Information, dass die Störche schon fast alle abgeflogen seien, sodass wir auf einen Besuch verzichtet haben. Als kleiner Trost, hier ein Bild von drei Rühstädter Störchen.
Gegen 13.00 Uhr machen wir auf der rechten Elbseite zwischen zwei Buhnen Mittagspause. Auf der Leeseite der Buhnen befindet sich schöner weicher Sand, der zum Barfußlaufen verleitet.
Anlanden zwischen den Buhnen
Mittagspause
Die Landschaft ist geprägt durch Buhnen, Sandbänke, Sandstrände, Flutrinnen, Altarme und Deiche, dahinter Überschwemmungsflächen. Binnenschiffe sind uns heute nicht begegnet und auch der Sportbootverkehr hält sich sehr in Grenzen. Nur einmal überholen wir zwei Faltboote.
Bei km 448,7 sehen wir auf der rechten Seite das einzige Dorf gleich in Ufernähe hinter dem schützenden Deich. Die Deichscharte von Hinzdorf war geöffnet. Gleich hinter dem Deich war die kleine Kirche sichtbar.
Hinzdorf hinter dem Deich
Die Sandstrände an diesem Abschnitt der Elbe sehen super aus. Scheinbar war das auch der Grund, dass dort tausende Wildgänse Rast machten. Dazwischen fliegen vereinzelte Silberreiher auf, wenn wir uns dem Ufer zu weit nähern. Auch ein paar Kormorane haben sich schon an die Elbe verirrt und trocknen im leichten Westwind ihr Gefieder.
Bei km 452,5 beginnt eine ein Kilometer lange Wasserskistrecke, aber heute düst hier zum Glück kein Zug-Motorboot lang.
Aber dafür sehen wir vor uns die 1030 m lange stählerne Fachwerkbrücke der Eisenbahnstrecke Magdeburg – Wittenberge, die zwischen 1982 und 1987 aufgrund der Streckenelektrifizierung neu gebaut wurde. Die Brücke besitzt auf der Oberstromseite einen Fußgängersteg, von dem uns Jörg zuwinkte.
Eisenbahnbrücke vor Wittenberge
Nach weiteren 1,1 km erreichen wir die Hafeneinfahrt von Wittenberge. Wehmütig schauen wir an das stadtseitige Ufer. Hier führt eine Rampe direkt bis ins Wasser. Links davon ist ein großer Parkplatz zu sehen. Aber wegen des Hafenfestes an diesem Wochenende ist hier alles mit Flatterband abgesperrt, deshalb müssen wir noch bis zum Wassersportverein Wittenberge paddeln, wo wir am Vormittag unsere Autos abgestellt haben.
Weltbekannt geworden ist Wittenberge, als im Jahre 1903 der Singer-Konzern eine Produktionsstätte für Nähmaschinen eröffnete. Aus Singer wurde in der DDR „Veritas“ – einst mit 3000 Beschäftigten größter Betrieb und Lebensnerv einer ganzen Region. Ende 1991 wurde das Werk nach 90 Produktionsjahren und mehr als 7,6 Millionen gebauten Haushaltsnähmaschinen endgültig geschlossen.
Nach der Hafeneinfahrt paddeln wir nach rechts und sind nun in der Stepenitz. Auf der linken Seite befindet sich eine lange Spundwand. Davor liegen diese hübschen Tretboote:
Nach ca. 1 km erreichen wir zwei Hafenbrücken: vorn die Bahnbrücke, dahinter die Straßenbrücke. Hinter der Brücke kommt von links die Stepenitz und von rechts die Karthane. Bis zum Bootshaus der Kanuten müssen wir nochmals ca. 1 km bis zum Karthaner See paddeln.
Kurz vor dem Ausstieg nach rund 38 km beginnt es plötzlich zu regnen, den ganzen Tag hatte das Wetter trotz schlechter Voraussagen gehalten. Ehe alle Boote an Land sind, sind wir ganz schön durchnässt worden.
Gegen 18.00 Uhr sind alle Boote verladen, die nassen Sachen gewechselt und wir fahren zu unserem Standquartier in Havelberg. In Havelberg angekommen, bekommen wir erst mal einen riesigen Schreck. Auf „unserer“ Wiese tummeln sich an die 30 Radfahrer mit ihren Zelten, nur in der Ecke, wo noch am Morgen unsere Busse und Wohnwagen standen, ist noch Platz.
Vorsichtshalber spannen wir über unsere Tischreihe noch das Tarp auf, man kann ja nie wissen.
Trotzdem wird der Abend bei alten Paddlergeschichten vergangener Elbefahrten ganz gemütlich.
Da die Störche aus Rühstädt nun leider die Flatter gemacht hatten, starten die Meisten am Sonntag zu einer kleinen Stadtbesichtigung in die Havelberger Altstadt und zum Dom (der aber leider geschlossen ist).
Zur Erinnerung an die Havelschifffahrt
Rathaus am Markt
St. Laurentiuskirche in der Altstadt
Blick zum Dom von der Dombrücke über den Stadtgraben
Stadtgraben
Hinterhofidylle mit lebender Katze
Innenhofdurchgang in der Altstadt
Zum Schluss bat der Fahrtenleiter Wolfgang, ihn wegen seines hohen Alters nicht mehr als Fahrtenleiter für die Elbefahrt einzusetzen. Er wird aber weiterhin als Berater den Sportfreunden zur Seite stehen und wird hoffentlich auch noch bei einigen Fahrten dabei sein.