Pfingstfahrt nach Sömmerda

Der Autor dieses Berichtes war im Februar 2019 schon einmal beim Kanu-Club Sömmerda und war vom dortigen Gelände mit seinem Wildwasserkanal sehr angetan. Es sollte aber noch fünf Jahre dauern, bis wir die Fahrt im Fahrtenprogramm unterbrachten.

Irgendwie verlief die Anmeldung sehr schleppend, und  es musste mehrmals nachgefragt werden. Sollte das bereits ein Omen für unsere Anreise an Pfingstfreitag sein? Alle, die erst am Nachmittag starteten, gerieten auf der A9 in einen schlimmen Stau oder wurden von der Autobahn abgeleitet, aber das war auch nicht besser. Aber gegen 21.00 Uhr waren endlich alle Teilnehmer, teils mit doppelter Fahrzeit, im Bootshaus des Sömmerdaer Kanu-Clubs angekommen.

Wir sind an der Unstrut, so wie im vorigen Jahr, als wir die letzten Kilometer dieses Flusses bis zu seiner Mündung in die Saale paddelten. Und jetzt sind wir ganz weit „oben“ in ihrem Oberlauf, ab dem Punkt, wo sich das Paddeln lohnt. Zur Minderung der Hochwassergefahr wurde Ende der 1960er Jahre oberhalb von Straußfurt ein Hochwasserrückhaltebecken errichtet worden. Es war zunächst ein sogenanntes „Grünes Becken“ und hielt nur bei Hochwasser das Wasser der Unstrut zurück. Die Befahrung des Rückhaltebeckens ist nicht erlaubt, deshalb setzen wir unmittelbar nach der Sperrmauer unterhalb der Straßenbrücke der B4 ein.

 

Startplatz an der B4 südlich von Straußfurt unterhalb des Hochwasserrückhaltebeckens

Als wir ankommen, ist an der Einsatzstelle schon mächtig viel los. Ein paar Faltbootfahrer bauen noch ihre Boote auf. Und eine Jungmännerrunde, bereits mächtig angeheitert, warten auf ihre Rafts – ein Junggesellenabschied. Der zukünftige Bräutigam musste wohl mit jedem seiner Kumpels schon mal einen Schnaps extra trinken. Jedenfalls können wir’s nicht verhindern, dass er sich auf unser Gruppenfoto drängelt.

 

Aber dann geht’s los. Der Steg liegt wohl unter Wasser, denn wir haben einen sehr guten Wasserstand bei Q=9,5 m3/s. Über eine steile Treppe müssen die Boote einzeln nach unten getragen werden. Das dauert natürlich seine Zeit. Und ehe alle im Wasser sind, ist mindestens eine halbe Stunde vergangen.

Wenige Meter nach der Einsatzstelle kommt gleich eine Schwallstrecke, die aber über eine gut sichtbare Zunge problemlos zu befahren ist. Und kurz danach kommt noch eine Schwallstrecke, aber auch diese wird von allen Teilnehmern gemeistert. Die lt. Flussführer hier vorhandenen Steine liegen heute alle weit unter Wasser und kein Boot macht damit Bekanntschaft.

Erste Schwallstrecke nach dem Start

Die Unstrut hat sich hier im Thüringer Becken tief eingeschnitten. Wir können nicht über die Ufer sehen. Auch ist der Fluss teilweise sehr gerade bzw. seine Kurven sind sehr langgezogen. Aber an seinem Ufer stehen viele Bäume und Büsche, so dass der Fluss doch recht abwechslungsreich ist.

 

Außerdem hat er eine recht hohe Fließgeschwindigkeit, ich schätze mindestens 4…5 km/h. Für die „kurze“ Strecke von 11 km bis zum Ziel benötigen wir nur 1½ Stunde.

 

 Petra am Ziel beim Kanu-Club Sömmerda

Die Fahrtenleiterin Ute lädt uns zu Kaffee und Kuchen ein. Wir sitzen an unserer langen Tafel, die am Morgen noch in der Sonne stand und lassen uns die Erdbeertorte schmecken, unterbrochen von einer kurzfristigen Flucht an die überdachten Bänke an der Sommerküche, weil eine kleine Regenhusche den Kaffee verdünnen will.

Bei Erdbeertorte und Stollen nach der Ankunft in Sömmerda

Für 16.00 bis 18.00 Uhr haben wir den Wildwasserkanal bestellt. Zwei Wildwasserboote haben wir mitgebracht und vom Verein erhalten wir zwei weitere Boote. So können die vier Sportfreunde, die den Kanal nutzen wollen, jeder mit einem Boot fahren und wir brauchen uns nicht abzuwechseln. Bevor wir den Schütz hochkurbeln, sehen wir uns den Kanal im trockenen Zustand an.

Um 16.00 Uhr kurbeln Jörg und Lutz den Schütz hoch und alle schauen zu, wie sich der Kanal langsam füllt, der Wasserstand steigt und wie sich an den künstlich eingebauten Hindernissen die Strömungsverhältnisse ändern und sich die Schwallstrecken entwickeln.

Die letzte Wildwasserfahrt liegt lange zurück. Doch mit klopfenden Herzen steigen die Vier in ihre Boote und schwimmen im Oberwasser. Aber da können wir ja nicht ewig rumgondeln und schließlich nimmt Wolfgang all seinen Mut zusammen und nähert sich der Zunge unter dem Schütz und schießt nach unten.

Erster Start von Wolfgang

Kurz danach erreicht er eine fast rechtwinklige Kurve mit einem mittig liegenden kleinen (künstlichen) Fels. Aber mit Paddeltechnik und auch mit Hilfe der Strömung kommt er gut an diesem ersten Hindernis vorbei.

Ute und Anne, Augen zu und durch

Mit nun gesteigertem Selbstvertrauen werden auch die folgenden Hindernisse gemeistert. Es gibt auch einige Kehrwasser, wo man einschwenken kann. Inzwischen sind auch Ute, Petra und Anne  in den Kanal eingefahren.

 

Die einzige etwas kompliziertere Stelle

Wir treffen uns in manchem Kehrwasser und plätschern so von Hindernis zu Hindernis bis zur Mündung in die Unstrut. Vorher müssen wir noch in einem kurzen Tunnel  mit einem kleinen Abfaller den Deich unterqueren. Alle Vier sind der Meinung, es war ganz toll aber nicht besonders schwierig und keiner hatte eine Situation, wo man sagen könnte, oh es war knapp.

Wir paddeln danach wieder die Unstrut aufwärts bis zur Ein- und Aussatzstelle. Hier heißt es aussetzen, das Boot über den Deich hochzuziehen und den kurzen Weg bis zur Einsatzstelle zu gehen. Diese Umtragerei war der anstrengendste Teil. Wir paddeln den Wildwasserkanal ein zweites, drittes und viertes Mal. Wir werden jedes Mal besser, nutzen die Kehrwässer und kommen problemlos durch alle künstlichen Hindernisse. Nur Petra hat einmal wegen eines kleinen Problems mit ihrem Paddel eine kritische Situation, die sie aber ohne Kenterung noch meistert.

 

Viel zu schnell vergeht die Zeit. Unsere Sportfreunde sitzen alle am Ufer und verfolgen staunend unsere Wildwasserkünste. Dabei wird eifrig fotografiert und gefilmt. Anschließend kopiert Wolfgang Fotos und Filme auf seinen Laptop und die vier Sportfreunde können sich noch einmal bewundern.

Am Abend wird gegrillt. Dafür hat uns Jenni echte Thüringer Bratwürste aus ihrer neuen Wahlheimat mitgebracht.

25 Bratwürste werden gegrillt

Eifrig werden dabei die verschiedenen Wetter-Apps studiert. Für die folgende Nacht und den Pfingstsonntag werden Dauerregen und Regenschauer angedroht. Wir entscheiden uns für die eine Wettervorhersage, die ab 09.00 Uhr Sonnenschein vorhersagt.

Um 09.30 sitzen die Kraftfahrer in ihren Fahrzeugen, um die Autos zum Ziel zu bringen. In der Zielgegend gibt es ein paar Probleme. Reiner findet nicht gleich seine favorisierte Aussatzstelle in Heldrungen und Wolfgang fand die Aussatzstelle in Sachsenburg besser, um ein weit  zu umtragendes Wehr einzusparen. Auf der Rückfahrt fahren wir unter dem ersten starken Regenschauer des heutigen Tages hindurch. Nach über einer Stunde sind wir wieder in Sömmerda.

Auch hier hat man den Schauer unterm Dach gut überstanden. Jetzt sieht es eigentlich ganz gut aus  und bald sitzen wir in den Booten. Nach zwei Kilometern haben wir unter einer Eisenbahnbrücke wieder eine längere Schwallstrecke. Der Charakter des Flusses ist der gleiche wie gestern. Die Unstrut ist etwas kanalisiert, aber durch Bäume und Büsche an ihren Ufern merkt man das kaum. Da die Unstrut hochwassergefährdet ist, befinden sie rechts und links wieder Deiche und so ist von der leicht hügeligen Umgebung des Thüringer Beckens nichts zu sehen.

Gleich kommt der nächste Schauer

Alsbald verdunkelt sich der Himmel wieder und schon pladdert auf uns ein heftiger Sturzbach hernieder. Aber da müssen wir durch, aufwärts paddeln geht jetzt nicht mehr, und unsere Autos stehen am Ziel. Rechtzeitig vor der einzigen Umtragestelle des heutigen Tages an einer Straßenbrücke bei Riethgen hört es auf zu regnen. Unter der Straßenbrücke stehen die Reste einer Wand aus Spundbohlen und bieten ein unfahrbares und auch gefährliches Hindernis. Davor und dahinter befinden sich aber kanutenfreundliche Stege, die das Ein- und Aussteigen erleichtern. Nachdem wir alle Boote an die Einsatzstelle geschleppt haben, machen wir auch gleich unsere Mittagspause mit Verpflegung aus dem Rucksack.

Bis zum Ziel in Sachsenburg sind es nur noch 7 km. Und nun kommt auch noch die Sonne zum Vorschein und trägt wesentlich zur Verbesserung der Stimmung bei.

Sachsenburg bei Sonnenschein erreicht

Bald erblicken wir den Turm der unteren Sachsenburg und dann ist auch schon nach 19 km der Steg vor der Straßenbrücke im kleinen Dorf Sachsenburg erreicht. Anschließend durchbricht die Unstrut die Hainleite an der Thüringer Pforte.

Das Durchbruchstal der Thüringer Pforte trennt die das Thüringer Becken im Norden und Nordosten begrenzenden Höhenzüge Hainleite und Schmücke, die aus Muschelkalk bestehen, ein Beweis dafür, dass hier in Urzeiten ein Meer bestand.

Wenn wir auch mit dem Quartier und dem Wetter nicht ganz glücklich waren, so war es doch eine interessante (Blaustrich-)Fahrt für alle.

Am Pfingstmontag bleibt vor der hoffentlich staufreien Rückfahrt noch etwas Zeit für einen Bummel durch die Sömmerdaer Altstadt. Ich belasse es hier mit ein paar Bildern und verweise für Interessenten mit diesem Link https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%B6mmerda auf das Internet.

 

Überdachte historische Stadtparkbrücke über den Mühlgraben, eingeweiht am 11. September 1904

 

Skulpturengruppe "Minerva", die Göttin der Weisheit

Mit der Figurengruppe wird Bildung und Kreativität in der Stadt auf künstlerische Weise in Szene gesetzt.

Rathaus am Markt

St. Bonifatiuskirche am Marktplatz 

 

 Fortuna-Brunnen auf dem Obermarkt

Der Bildhauer Professor Wolfgang Dreysse hat bei der "Fortuna"-Figurengruppe den Akzent auf die industrielle Entwicklung Sömmerdas und der Region seit dem frühen 19. Jahrhundert gelegt.

 

 Bronze-Skulpturengruppe der "Pomona" in der Marktstraße am ehemaligen Wenigensömmerschen Tor

Es verweist auf die symbolische Kraft  für die Landwirtschaft und den Obstanbau in der Region.

 

 Turm Nr. 3 an der alten Stadtmauer

Liebe Ute, Du hast auch diese Pfingstfahrt als Fahrtenleiterin wieder trefflich gemeistert und die Teilnehmer bedanken sich bei Dir für die Organisation, die Kuchenfete am Sonnabend und die kleine Marienkäfer Pfingstüberraschung.

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