Die 44. Wildwasserfahrt auf erzgebirgischen Wildflüssen fand vom 31.03. bis 02.04.2023 statt. Die LKV-Fahrt stand unter Leitung des Sportclubs Berlin-Grünau.
In diesem Jahr hat es im März sehr viel geregnet. Auf den Kammlagen des Erzgebirges lag aber nur sehr wenig Schnee, und die Schneeschmelze war Anfang April schon vorbei. Trotzdem befanden sich die Wasserstände fast aller erzgebirgischen Bäche nicht im fahrbaren Bereich. Leider waren Anfang April die Temperaturen auch nur einstellig. Die Flöha schied am Sonnabend wegen Bauarbeiten an der Sperrmauer aus. Gemeinsam mit dem LKV Sachsen konnte am Sonntag die Zwickauer Mulde mit Zuschusswasser aus der Talsperre Eibenstock gefahren werden. Eifrig wurden deshalb am Freitagabend die Pegel der sächsischen Wildflüsse studiert. Schließlich entschieden wir uns für die Zschopau im Streckenabschnitt von Thermalbad Wiesenbad bis Hopfgarten.
Angereist sind wildwasserbegeisterte Paddler von sechs Vereinen sowie fünf Einzelpaddler. Am Sonnabendmorgen nach dem Frühstück treffen sich alle im Klubraum. Die Fahrtenleiterin Anne gibt nach der Begrüßung die erforderlichen organisatorischen Hinweise sowie die Gruppen- und Fahrzeugeinteilung bekannt. Danach lüftet sie das Geheimnis um den heutigen Fluss. Die Zschopau hat zwischen Thermalbad Wiesenbad und Hopfgarten eine Abflussmenge von Q= 12,3 m3/s am Pegel Hopfgarten.
Um 10.00 Uhr treffen sich alle vor der Jugendherberge für ein Gruppenfoto.
Eine halbe Stunde später erreicht die Kolonne in Thermalbad Wiesenbad einem Parkplatz an der Zschopaubrücke der B101. Von der Straße aus konnten wir bereits einen Blick in die Zschopau werfen, ja, der Wasserstand müsste reichen. Nach dem Umkleiden werden alle Fahrzeuge nach Hopfgarten vorgefahren, damit jeder am Ziel seine trockenen Sachen vorfindet. Mit unserem Vereinsbus konnten alle Kraftfahrer wieder zum Start gebracht werden.
Nach der offiziellen Eröffnung durch die Fahrtenleiterin Anne starten nacheinander die vier Gruppen. In jeder Gruppe starten 6…7 Paddler.
Start Gruppe 2 mit Ralle
Nach einem Kilometer mündet von rechts der Pöhlbach und kurz danach befindet sich ein schönes langes Schrägwehr und ein paar Meter weiter eine Spielwalze.
Ralle am Schrägwehr Himmelmühle
Schöne Walze zum Spielen
Bis zum Wehr am Bf Wolkenstein folgen noch zwei Wehre mit jeweils einem Kraftwerk, die das meiste Wasser abziehen. Hier wird teilweise der Mühlgraben gefahren und es muss viel umgetragen werden.
Umtragen am Wehr Schönbrunn Oberau
Wehr Niederau in Sicht
Nach der Mündung der Preßnitz und dem Rücklauf aus den Kraftwerken ist der Wasserstand wieder ausreichend.
Die Zschopau vor Wolkenstein
Ab Wolkenstein kann das Serviceteam die Paddler wieder begleiten und an allen Wehren jeden Paddler bei der Wehrbefahrung filmen.
Ute in der Walze am Wehr Ahnertmühle
In dieser Walze gab es auch zwei Kenterungen
Wehr Wolkenstein Floßmühle mit Sven
Das letzte Wehr vor Hopfgarten ist ein mindestens 3 m hohes Sturzwehr und muss umtragen werden.
Nach 11,2 km haben alle wohlbehalten das Ziel in Hopfgarten erreicht.
Ankunft in Hopfgarten
Nachdem das alles geschafft ist und auch die Boote wieder verladen sind, fahren alle zu unserem „Stammgasthof“ in Hilmersdorf, wo wir dank Anmeldung schon freudig begrüßt werden.
Gasthof Hilmersdorf mit durchgehend warmer Küche
Am Abend schauen wir uns das Video des Tages an, vor allem die Wehrbefahrungen, wo Wolfgang jeden einzelnen gefilmt hat. Detlef zeigt uns danach einen sehr schönen und teilweise auch spektakulären Film von der Befahrung des französischen Flusses Loue, den er gemeinsam mit seiner Frau gepaddelt ist. Die Loue mündet über den Doubs und die Saone in die Rhone.
Am nächsten Morgen ist bereits Abreisetag, aber vorher wird noch die Zwickauer Mulde in ihrem schönsten und damit auch schwierigsten Abschnitt von Neidhardtsthal bis eingangs Aue gepaddelt. Die Talsperre gibt heute 10,6 m3/s von 10 bis 13 Uhr ab. Durch den Zufluss weiterer Nebenbäche erhöht sich die Abflussmenge bis Aue auf 16 m3/s.
Der Veranstalter hat in diesem Jahr den Start 8oo m nach der Einspeisung aus der Talsperre Eibenstock verlegt. Damit verlängert sich die übliche Strecke um 2 km auf 14,6 km. Unser Serviceteam filmt wieder an einigen spektakulären Wehren, alles andere filmt Detlef mit seiner Helmkamera.
Detlef mit Helmkamera am Wehr Spitzleithe
Nach 12 km des heutigen Tages beginnt mit einer kleinen Naturstufe die Wildwasserstrecke III, die sich fast bis zum Ziel hinzieht.
Ute am Wehr der Blaufarbenwerke
Insgesamt sind auf der Strecke 14 Wehre und eine Gefällestufe mit Wildwasser IV zu überwinden, davon müssen drei Wehre umtragen werden.
Ralle an der Gefällstufe eingangs der Wildwasserstufe III
Ralle im Streckenabschnitt mit Wildwasserstufe III
Ute im gleichen Streckenabschnitt
Der Kachelofen, die Wildwasser IV Stelle, wird nur von einigen Wenigen nach Besichtigung befahren.
Ralle im dreizügigen Kachelofen
Kenterung an der Eingangsstufe zum Kachelofen, der Sportfreund konnte die Kenterrolle
Leider ist der Fluss überhaupt nicht paddlerfreundlich ausgebaut worden. So verwildert wie der Fluss ist, so sind auch die Umtragestrecken. Die Sportfreunde müssen höllisch aufpassen, damit sie nicht ausrutschen oder sich gar Verletzungen zuziehen. Am schlimmsten dabei ist das letzte Wehr in Aue. Nach dem Umbau zum Kraftwerk kann man es zwar auf der linken Seite auf einem halsbrecherischen kurzen Weg auf der linken Seite umtragen, aber nur, wenn die Wehrklappe abgesenkt wird. Aber das hat der Kraftwerkbetreiber seit 2019 untersagt. Jetzt müssen die Sportfreunde mit ihren Booten zum Einsetzen eine Leiter heruntersteigen.
Das Hühnerwehr ohne Wasser, links durfte man früher „umtragen“
Heute: Abenteuerliches Umtragen am Hühnerwehr
Nach dem Wehr bäumt sich die Zwickauer Mulde noch mal mit letzter Kraft auf und zeigt, was in Ihr steckt. Auf den letzten 700 m kann man sich etwas von der physischen und auch psychischen Anspannung erholen.
Letztes Wildwasser nach dem Hühnerwehr aus Paddlersicht
Ute wird in der letzten Gefällstufe nochmal ordentlich durchgewaschen
Der Ausstieg im Frühjahr ist immer eingangs Aue am Pennymarkt, da dieser am Sonntag geschlossen hat, aber über einen großen Parkplatz verfügt. Nur der Ausstieg erfolgt für die Paddler und ihre Boote wieder über eine Leiter. Findige Köpfe haben heute für die Boote einen Flaschenzug gebaut.
Nachdem auch der Letzte angekommen ist, wir alles verladen haben, verabschieden wir uns und treten die Heimreise an. Vielen Dank an Anne, die die Fahrt wieder gut organisiert hat.
Leider hat unser Herbergsleiter in Wolkenstein Probleme mit seiner Jugendherberge, da die Gemeinde das Haus verkauft hat. Wir sind nun gespannt, wie es mit der Jugendherberge weitergeht, oder ob wir uns zum dritten Mal ein neues Standquartier suchen müssen.