Pfingstfahrt 2023

Neues Jahr, neues Ziel. Seit Jahren schon bietet der Naumburger Kanuverein sein Bootshausgelände für eine Pfingstfahrt an. Also stürzten sich 11 Sportfreunde in das pfingstgemäße Straßenchaos und fuhren nach Naumburg. Mit dem Navieintrag Blütengrund 8 landet man leider am linken Saaleufer und muss noch mal einen großen Umweg fahren. Aber am Ende haben’s alle gefunden. Gleich vorweg, wir hatten alle drei Tage herrliches Pfingstwetter, nur die Nächte waren recht kühl, und es blies auch wieder der kalte Ostwind wie bereits eine Woche früher.

Die Kanustation war gut besucht, aber im Gegensatz zu dem dahinter liegenden Campingplatz standen alle sehr locker auf der großen Wiese. Petra und Lutz waren von Kratzeburg gleich nach Naumburg gefahren und hatten für alle Plätze reserviert.

Am Pfingstsonnabend reisten früh am Morgen noch Anne und Jörg an, und dann konnte es losgehen. Uns schloss sich noch Roland aus Mühlhausen an, den einige von früheren Fahrten kannten.

Wir fahren nach Camburg an die bekannte Einsatzstelle mehrerer Saalefahrten. Vor dem Start gibt’s noch ein Gruppenfoto und dann tauchen die Boote ins Saalewasser.

Vor dem Start in Camburg

Es starten 9 Einer und ein Zweier. Gegen 11.00 Uhr sind alle auf dem Wasser.

Einsatzstelle in Camburg unterhalb des Camburger Wehres

Dank des guten Wasserstandes hat die Saale eine flotte Strömung und wir brauchen uns trotz des leichten Gegenwinds nicht die Arme rauszureißen. Außer uns sind noch viele Canadier und große Schlauchboote der örtlichen Kanuverleiher auf dem Wasser, aber diese lassen sich alle mühelos überholen. Meistens lassen sie sich nur treiben, sie fahren auch eine kürzere Strecke.

Manches Mal müssen wir doch etwas „Wasserlesen“ und eine „Zunge“ ansteuern. Hier gibt es dann auch ein paar Plätscherwellen. Aber alle meistern ohne Probleme die kleinen Schwallstrecken.

Pegel Camburg

Die Saale hat eine Durchflussmenge Q von etwa 18 m3/s  und damit sind keine Grundberührungen zu erwarten.

Wir erfreuen uns an dem frischen Maiengrün, nur die Samen der verblühten Weiden lassen es teils kräftig „schneien“, und der Wind weht uns das Zeug unangenehm ins Gesicht, später schwimmen die flauschigen Samen zu tausenden auf dem Wasser.

Bei Saale-Kilometer 180 beginnt eine amtliche Kilometrierung der Saale im Bundesland Sachsen-Anhalt. Fünf Kilometer weiter an einer Eisenbahngewölbebrücke erreichen wir die Stelle mit dem beliebten Fotomotiv der Rudelsburg.

Unmittelbar danach passieren wir am Fuße der Rudelsburg den Anleger des kleinen Motorschiffs, welchen von Bad Kösen hierher fährt. Alsbald sind wir im Rückstau des Kösener Wehres. Am Wehr müssen wir rechtsseitig in den Mühlgraben der Kleinen Saale einfahren. Hier befindet sich eine Treppe, wo alle Boote einzelnen aus dem Wasser gehoben werden können. Inzwischen ist es gegen ein Uhr Mittag, Zeit für den mitgebrachten Imbiss, denn die hier vorhandene Gaststätte wurde bereits vor Jahren abgebrochen. Aber oh Wunder, heute befindet sich hier ein Imbisswagen, der aber nur Getränke und vor allem Eis verkauft, was von unseren Leckermäulchen auch ausgiebig genutzt wird.

Ein Eis zur Mittagspause an der Aussatzstelle am Bad Kösener Wehr

Unsere Fahrtenleiterin Ute animiert uns dann noch zur Besichtigung der salinetechnischen Anlagen. Im Radhaus befindet sich das große Wasserrad zum Antrieb des Kunstgestänges, welches bis zum Borlachschacht führt. Mit Hilfe des Gestänges pumpt man noch heute aus dem Borlachschacht durch einen unterirdischen Tunnel die Sole auf das 1870 erbaute Gradierwerk. Die salinetechnischen Anlagen in Bad Kösen als zusammenhängender Komplex sind heute einmalig in Europa.  Die Sole diente ursprünglich der Salzproduktion. Nachdem 1859 die Salzproduktion eingestellt werden musste, erwies sich das Gradierwerk, in dem die Sole zur Verdunstung über Dorngestrüpp tröpfelt, als idealer Ort für die Freiluftinhalation. 

Gradierwerk Bad Kösen

Nach dieser Besichtigungsrunde steigen wir wieder in die Boote und paddeln auf der flotten Saale die letzten 10 km nach Naumburg. Allerding muss drei Kilometer vorher noch das Steinwurfwehr Naumburg-Altenburg umgetragen werden. Nur Roland mit seinen PE-Boot saust auf der linken Seite nach unten. Kurz vor der Ausstiegstelle am Naumburger Kanuklub mündet von links die Unstrut. Am Ufer liegen wohl vertäut die defekten Unstrutschiffe, diese Schifffahrt ist seit mehreren Jahren leider eingestellt. Nur die Fähre ist an dieser Stelle noch in Betrieb.

Für den Pfingstsonntag ist eine Paddeltour auf der Unstrut geplant. Das ist absolutes Neuwasser für uns, bzw. die letzte Befahrung liegt über 40 Jahre zurück. Wir lassen uns deshalb von den Naumburgern zu den möglichen Einsatzstellen beraten. Wir entscheiden uns für eine 20 km-Tour. Dazu nutzen wir die Einsatzstelle bei einem Campingplatz und Kanuverleiher in Kirchscheidungen.

Als wir ankommen, sind wir erst mal von dem höllischen Betrieb erschrocken. Wir müssen bis fast ans Ende der Parkmöglichkeiten auf einer Wiese fahren. Zum Glück haben wir zwei Bootswagen dabei, da hält sich die Schlepperei in Grenzen. Am Einstieg an einer Treppe ist das übliche Gedrängel, und es dauert eine ganze Weile bis alle im Wasser schwimmen.

Unstrut nach dem Einsetzen in Kirchscheidungen

Dafür ist die anschließende Strecke bis Freyburg abwechslungsreich und sehenswert. Wir können auch noch über die niedrigen Ufer dank einer Abflussmenge von Q=13,9 m3/s gut blicken.

Nach 6 km erreichen wir die Schleuse Laucha. Unmittelbar vor uns springt die Ampel auf Rot und der Schleusenwärter erklärt uns, jetzt beginne seine einstündige Mittagspause. Es ist kurz vor 12 Uhr. Also steigen wir aus, binden alle Boote fest und machen auch unser Picknick. Innerhalb der nächsten Stunde kommen immer mehr Boote an, und kurz vor der Schleusenzeit ist die Anlegestelle total mit angebunden Kajaks, Canadiern und einem riesigen Schlauchboot total zugestellt. Wolfgang kann seinen Zweier gerade noch in einer Lücke einsetzen, alle anderen müssen an einer sehr hohen Stelle der schrägen Ausstiegsrampe einsteigen. Endlich sind wir in der Schleuse. Schleusen kostet auf der Unstrut 5 € pro Tag und Boot. Ehe der Schleusenwärter für unsere 10 Boote das bürokratische Procedere erledigt hat, dauert es gefühlt wieder bald eine halbe Stunde. Aber endlich hat jeder sein blaues Armbändchen und die Talschleusung kann beginnen.

Ausfahrt aus der Schleuse Laucha

Die Schleusen haben eine merkwürdige Bauweise. Bei der Talschleusung müssen sich die Boote in der Mitte positionieren ohne Festhaltemöglichkeit. Wenn nicht, kann man plötzlich auf dem Trockenen sitzen oder kippt um, wie auf obigen Bild zu sehen ist. Im Internet fand ich den Satz: Die Schleusenkammer ist ungewöhnlich breit, offenbar wurden zu Zeiten der Schleppschifffahrt mehrere Schiffe eines Schleppverbandes gleichzeitig und nebeneinander geschleust. Das kann aber nur bei einem sehr hohen Wasserstand der Unstrut funktionieren.

Bis zur nächsten Schleuse in Zeddenbach sind es wieder 6 km. Wir halten dem Schleusenwärter unsere Handgelenke mit dem blauen Bändchen hin und dann geht das Schleusen ruck-zuck. Nach der Schleuse werfen wir noch einen Blick auf das Wehr. Es ist fast parallel zum Fluss gebaut und hat eine ungewöhnliche Breite von rd. 80 m. Alle Wehre an der Unstrut sind im Flussführer als unfahrbar bezeichnet, da bei einem fahrbaren Wasserstand im Unterwasser ein erheblicher Rücklauf entsteht.

Anke vor dem Wehr an der Schleuse Zeddenbach

Gleich nach der Schleusendurchfahrt beginnt das Weinanbaugebiet am Schweigenberg. Die Steillagen der Weinberge am linken Unstrutufer sind dermaßen fotogen, dass die Smartphones und Fotoapparate heiß laufen. Dann taucht im Hintergrund auch noch die Neuenburg mit dem „Dicken Wilhelm“ auf (ein Bergfried, wohl als Wohnturm genutzt).

Weinlage am Schweigenberg

Unstrut mit Neuenburg und Dicken Wilhelm

Bis zur Schleuse Freyburg sind es nur 2 km. Auch hier wird unsere Gruppe sofort geschleust. Bis zur Unstrutmündung in die Saale sind es nur noch 5 km. Allerdings befindet sich der Pegel nun in einem tiefen Einschnitt, so dass von der Umgebung nichts mehr zu sehen ist.

Unstrut zwischen Freyburg und Mündung in die Saale

Den Pfingstmontag nutzen einige Sportfreunde zu einem Besuch des Naumburger Domes sowie zu einem Stadtrundgang durch die Altstadt von Naumburg.

Danach stürzen sich alle in den heimflutenden Pfingstverkehr. Vielen Dank an die Fahrtenleiterin Ute, die sich selbst am meisten freute, dass sie sich von dem Standort des Naumburger Kanuklubs überzeugen ließ.