Berliner Stadtfahrt 2023

Jeder Berliner kennt natürlich die Spree. Vor allem bei Paddlern und Ruderern kam bestimmt schon oft der Wusch auf, das Zentrum der Stadt mit seinen vielen historischen Gebäuden einmal vom Wasser aus zu erleben. Aber bereits seit den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts ist die Spree vom km 12 (Lessingbrücke) bis km 20,7 (Oberbaumbrücke) für den Betrieb mit muskelbetriebenen Sportbooten und Kleinfahrzeugen bis 5 PS Motorleistung aus sicherheitstechnischen Gründen verboten.

Die Kanuten der BSG Tiefbau Berlin organisierten vom 28. April bis 01. Mai 1990 die erste Fahrt nach dem Fall der Berliner Mauer von Schmöckwitz bis nach Spandau. Allerdings durften wir den gesperrten Spreeabschnitt auch damals nicht befahren, sondern mussten ab Treptow km 20,1 in den Landwehrkanal abbiegen und trafen erst am km 9 wieder in die Spree. An einem Schwimmsteg am Abzweig zum Landwehrkanal hieß es für die Paddler noch zwecks Ausweiskontrolle durch die Grenzpolizei anlegen. Irgendwann war den zwei Grenzern die Kontrolle der über hundert Paddler zu viel, und sie haben uns ohne Kontrolle durchgewunken. Leider habe ich zu damaliger Zeit noch nicht so viel fotografiert. Ich habe in meinen alten Unterlagen nur das nachstehende Foto des ersten Goldmedaillengewinners der DDR im Boxen in Melbourne 1956 gefunden.

Aber ein Jahr später schaffte es der Landeswanderwart des LKV Berlin Heinz Schleusener eine Genehmigung für die Spreedurchfahrt zu bekommen. Die erste Etappe führte uns vom SCBG bis zum Haus der Kulturen der Welt und die zweite Etappe bis nach Heiligensee zum Kanuverein WSG. Unvergesslich wird den damaligen 16 Teilnehmern des SCBG die Vorbeifahrt am Palast der Republik sein. Ein Wunschtraum ging in Erfüllung.

Ein nächster Versuch 1992 endete allerdings bereits an der Mühlendammschleuse. Die angebliche Genehmigung war bei dem Schleusenmeister nicht angekommen und wir mussten wenden und wieder zum Heimathafen zurückkehren.

Danach war wegen Bauarbeiten an der Spree im Stadtzentrum erst mal für viele Jahre keine Genehmigung für eine Stadtdurchfahrt zu bekommen. Erst nach 2006 schaffte es der LKV Berlin eine Genehmigung zu bekommen. Start war immer sehr früh zu fast noch nachtschlafender Zeit an der Insel der Jugend, um den Ausflugsverkehr der kommerziellen Schifffahrt so wenig wie möglich zu beeinflussen.

Erst 2019 paddelten und ruderten in Gemeinsamkeit des LKV mit dem LRV die Sportler auf der gewünschten Strecke der Spree von der Caprivibrücke bis Treptow. 2020 und 2021 fiel die Fahrt infolge der Covid19-Pandemie leider aus. Und erst im vergangenen Jahr fand die Fahrt unter einer 20-köpfigen Beteiligung der SCBG-Wanderkanuten wieder statt. Dank Rückenwind legten wir die 30 km bis zu unserem Bootshaus zurück.

18.05.2019 In der Mühlendammschleuse

Für den 13. Mai 2023 hatten sich 11 Sportfreunde bei der Fahrtenleiterin Ute angemeldet. Ute organisierte einen hervorragenden Bootstransport für alle Sportfreunde mit Bootshänger zum Start und vom Ziel in Treptow  wieder zum Bootshaus.

Wir treffen uns am Sonnabend früh um 09.00 Uhr an der Caprivibrücke und helfen die Boote zu entladen und eine halbe Stunde später sitzen wir nach dem obligatorischen Gruppenfoto bereits in unseren Booten.

Die Mannschaft der Kanuwanderer vom SCBG

Bei strahlendem Sonnenschein und sich auf 22 Grad erwärmender Temperatur paddeln wir spreeaufwärts. Aber die Strömung ist hier gleich Null, dafür ärgert uns ein höllischer Südostgegenwind mit etwa 20 km/h und einigen stärkeren Böen gewaltig. Viele Paddler und Ruderer kommen uns entgegen, die hatten wohl nach Kenntnis des Wetterberichts vorsorglich die Fahrtrichtung geändert.

Nach einem Kilometer mündet von rechts der Landwehrkanal. Wir sind nun im Stadtbezirk Tiergarten. Alle 500 m wird  eine Brücke unterquert, Wie in einer Düse pfeift uns hier der Wind  entgegen. Nach Gotzkowskybrücke, Wullenwebersteg, Hansabrücke, Lessingbrücke, Moabiterbrücke, Gerickesteg, Eisenbahnbrücke am S-Bf Bellevue und  Lutherbrücke sind wir im historischen Stadtzentrum von Berlin.

Am km 13,8 paddeln wir am Haus der Kulturen der Welt vorbei. Und danach folgt ein Highlights auf das andere. Wir nutzen die zahlreichen Fotogelegenheiten am Kanzleramt, am Hauptbahnhof, am Reichstag am Bodemuseum, am Stadtschloss sowie das Schleusen in der Mühlendammschleuse. Lassen wir nun Bilder sprechen:

Haus der Kulturen der Welt

 

Vorbeifahrt am Bundeskanzleramt

 

Reichstag von der Spree aus

 

Bodemuseum mit Fernsehturm

 

Rückseite vom Berliner Schloss mit der hässlichen Schießschartenarchitektur

 

Noch mehr Schießschartenarchitektur

 

Einfahrt in die Mühlendammschleuse

 

Am Mühlendamm in Höhe Mercedes-Benz Arena

 

Oberbaumbrücke erreicht

Trotz des Gegenwindes sind wir gegen 13.00 Uhr an der Insel der Jugend angekommen. Keiner hat mehr Lust noch weitere 15 km gegen den Wind anzukämpfen. Nach einer kurzen Mittagspause mit stärkendem Imbiss werden die Boote auf den bereit stehenden Hänger verladen und alle Teilnehmer fahren mit drei  PKW’s zum Bootshaus.

Hier beginnt der gemütliche Teil dieses Tages. Denn eigentlich ist es Utes Erdbeertortenfahrt in Erweiterung unserer Jungerwachsenenfahrt. Zur Erläuterung: Diese Fahrt haben vor über 45 Jahren mal unsere Jugendlichen erfunden, und dabei ist der Name geblieben, auch wenn die Organisatoren sich heute schon bedenklich der Rente nähern.

Erdbeertortenessen

Wir stellen die Tische zu einer langen Tafel in die Sonne und begrüßen einige Sportfreunde, die statt zu paddeln lieber tolle Erdbeertorten kreierten. So sitzen bald an die 20 Sportfreunde an unserer Tafel und lassen sich zur Kaffeezeit die Torten munden, dazu gibt es frisch gebrühten Kaffee aus dem Eiskeller. (Warum heißt unser gemütliches und im Winter mollig warmes Vereinslokal eigentlich immer noch Eiskeller?).

Am späten Nachmittag landen einige Ruderboote an, die ebenfalls an der Stadtfahrt teilnahmen, aber es bis zum Bootshaus durchhielten.

Fast alles aufgegessen

Zehn Tropfen Regen auf den Quadratmeter ließen uns unters Dach vorm Eiskeller umziehen. Hier wird nun der Grill angeheizt. Aber nicht nur Bratwürste und Steaks landen auf den Tellern, sondern auch weitere Köstlichkeiten, wie Kartoffelsalat oder Jörgs Linsensalat. Getränkenachschub gibt es reichlich aus dem Kühlschrank des Eiskellers. Aber auch der schönste Tag neigt sich einmal dem Ende entgegen, es ist schon fast neun Uhr abends. Nach dem Aufräumen folgt die große Abschiedsszene und die Vorfreude auf die nächsten Fahrten zu Himmelfahrt und Pfingsten.