...als in den Jahren zuvor. Wegen Preisforderungen einer Dresdner Kanustation, die eher einem Luxuscampingplatz an der Ostsee entsprachen, als den DKV-üblichen Preisen, sagte der Fahrtenleiter der Elbefahrt die Fahrt nach Dresden kurzfristig ab und organisierte kurzfristig einen Ausweich nach Meißen.
In der dortigen Kanustation wurden wir sehr freundlich aufgenommen. Die Sanitärräume waren blitzblank (und nicht so verschimmelt wie in Dresden), die Küche zweckmäßig und die Überdachung am Bootshaus für die kurzen Regenschauer außerordentlich praktisch. Bloß unsere Tische hätten wir natürlich am Sonnabend wegräumen können, damit die dortigen Sportfreunde auch problemlos an ihre Boote gelangen können.
Beeindruckt hat uns auch der Hochwasserpegel am Bootshaus. 2002 und 2013 hätten wir total unter Wasser gestanden.
Ute, Marita und Bernd reisten bereits einen Tag eher an und radelten nach Dresden bzw. schlenderten durch Meißen. Vier Sportfreunde nutzten dann den Freitagnachmittag noch zu einem Bummel durch die Altstadt und zur Albrechtsburg.
Unterhalb der um das Jahr 929 von König Heinrich I., dem Burgenbauer, gegründeten Burg „Misnia" entwickelte sich Meißen aus dem slawischen Dorf Meisa am gleichnamigen Bach zur Marktsiedlung und schließlich Ende des 12. Jahrhunderts zu einer Stadt, deren Stadtrechte für das Jahr 1332 urkundlich bezeugt sind. Wegen der hier residierenden Bischöfe (Bistum Meißen, gegründet 968) ist die Stadt für die kulturelle Entwicklung Sachsens von herausragender Bedeutung gewesen.
Die Altstadt von Meißen wurde nach der Wende und nach den Hochwassern von 2002 und 2013 aufwendig restauriert. Und wenn man über die steilen Treppen, vorbei an der historischen Gaststätte Vincent Richter den Aufstieg zur Burg geschafft hat, genießt man von dort einen phantastischen Ausblick auf die Elbe und auf die Meißner Altstadt mit seiner Dachlandschaft, die in den letzten 25 Jahren fast durchweg neu eingedeckt wurden.
Und als die Stadtbummler wieder beim Kanuverein anlangten, waren auch die restlichen Teilnehmer der Elbefahrt bereits eingetroffen. Der einsetzende Regen machte uns unter dem schützenden Dach nichts aus, und so wurde es doch noch ganz schön spät.
Gegen Morgen ließ der Regen zum Glück nach. Nach einem ausgedehnten Frühstück (vielen Dank an die Schrippenholer) startete die Autokolonne nach Strehla. Leider dauerte die Pendelei wegen zahlreicher Baustellen und Umleitungen (denen die Navis hilflos ausgeliefert waren) über zwei Stunden. Aber fast gegen Mittag waren dann alle endlich auf dem Wasser. Gar nicht so schlecht, denn inzwischen schien sogar die Sonne. Trotz der vielen Unwetter im Süden, führte die Elbe nur wenig Wasser, der Dresdner Pegel wies nur 1,06 m auf, der Meißner Pegel 1,55 m. allerdings frischte auch der Wind auf, der die geringe Strömung fast zunichtemachte.
1989 haben einige Sportfreunde als Teilnehmer der DKSV-Elbefahrt diese Strecke das letzte Mal befahren. Die Erinnerungen waren inzwischen natürlich verblasst. Und so waren alle positiv über die Schönheit der Strecke überrascht.
Rechtselbisch ziehen sich die Granitfelsen des Meißner Granits bis hinter Diesbar-Seußlitz entlang. Unterbrochen von einigen Weinbergen vom Anbaugebiet des Meißner Weines.
Nach 11 km erreichen wir Diesbar. Zwar war erst ein Drittel der Strecke geschafft, aber die Uhr zeigte bereits 13.00 Uhr und so entscheidet der Fahrtenleiter auf Mittagspause im Restaurant „Zum Roß". Eine kluge Entscheidung, so können wir den einzigen Regenschauer des Tages beim Mittagessen aussitzen.
Diesbar ist auch durch seinen Heiratsmarkt bekannt. Seinen Ursprung hat der Heiratsmarkt im Jahr 1541. Da im Zuge der Säkularisierung auch das dortige Clarissinen-Kloster aufgelöst wurde, waren die Nonnen gezwungen, ihr Ordenskleid abzulegen und in ein bürgerliches Leben einzutreten. Um das zu befördern, fand am Tag Christi Himmelfahrt 1541 im Rahmen eines Jahrmarktes auch ein „Heiratsmarkt" statt, bei dem sich die ehemaligen Nonnen den interessierten Männern vorstellten, die von Nah und Fern herbeieilen. Dieser Tradition folgend, finden auch noch heutzutage Trauungen statt. Diese Versprechen gelten zwar offiziell nur für einen Tag, es soll aber des Öfteren auch schon mehr daraus geworden sein... Leider war der „Heiratsmarkt" in den letzten Jahren zu einem großen Sauffest verkommen, so dass er seit 2012 nicht mehr stattfindet.
Nach 4 km grüßt kurz hinter Niederlommatzsch vom Berg das frisch renovierte Schloss Hirschstein. Im 2. Weltkrieg war hier das belgische Königspaar gefangen, später war es ein Kindersanatorium und heute steht es leer.
Bald fallen uns die großen Industrieanlagen von Nünchritz ins Auge. Sie gehören zum Standort der Wacker Chemie und beschäftigen über 1000 Mitarbeiter - Platz 1 der größten industriellen Arbeitgeber im Landkreis Meißen. Hier im Werk werden Silikonöle als Bestandteile diverser Kosmetikprodukte sowie für Kältetechnik und Fahrzeugbau produziert.
Am Ufer sind auch immer wieder einige alte Windmühlen zu sehen, die aber zu reinen Wohnbauten zurückgebaut wurden.
Nünchritz war bei der DKSV-Elbefahrt immer Etappenort. Im dortigen Elbgasthof fanden rauschende Kanutenbälle statt, an die wir wegen der Geburtstagsfeier von unserem Dieter noch eindrucksvolle Erinnerungen haben.
Nach fünf Kilometern ist Riesa erreicht. Die Wasserfront ist hier nicht sehr einladend. Am imposantesten sind noch die vierspurige Straßen- und die dreigleisige Eisenbahnbrücke. Die nächste Brücke ist erst wieder in Mühlberg.
Seit Nünchritz sind die Berge einer ruhigen Flachlandschaft gewichen. Aber hinter den Deichen ist es noch ausreichend grün.
Langsam zehrt der Wind doch bei einigen an den Kräften und das Feld zieht sich weit auseinander oder andersherum, die starken Fahrer sollten sich gegenüber den schwächeren rücksichtsvoller verhalten und ihr Tempo drosseln.
Von weitem dreht sich rechtselbisch ein Riesenrad. Es ist im Dorf Lorenzkirch, welches sich schräg gegenüber von Strehla befindet. Kurz hinter der Fähre sehen wir auch unsere Fahrzeuge am Ufer auf dem Elbparkplatz stehen. Hier führt auch eine Rampe in die Elbe, an der weitgehend bequem ausgestiegen werden kann.
Nach 18.00 Uhr sind dann alle wieder beim Kanuverein Meißen angekommen. Wegen eines kurzen Gewitters ziehen wir uns wieder unters Dach zurück.
Aber am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne und die Zelte können einigermaßen trocken verpackt werden. Als Wanderung hatte der Fahrteneiter eine Fahrt nach Moritzburg vorgeschlagen.
Am Bahnhof war zur frühen Stunde noch ein ausreichend freier Parkplatz zu finden. Dann wanderten wir auf dem Karl-May-Weg in Richtung Radebeul. Wir folgten im Wesentlichen der Markierung eines Indianerkopfes. Allerdings war an den kritischen Stellen, wie Straßenkreuzung sowie Verzweigungen diese Markierung nicht vorhanden, so dass sich der Fahrtenleiter dreimal leicht „verlaufen" hat. Aber er fand immer wieder zum eigentlichen Wanderweg zurück. Alsbald war Radebeul erreicht. Um nicht noch ewig durch den Ort zu laufen, beendeten wir die Wanderung am Haltepunkt „Weißes Roß" des „Lößnitzdackels".
Die Schmalspurbahn mit der sächsischen Spurweite von 750 mm wurde im September 1884 eingeweiht und führt von Radebeul Ost (hier Übergang zur S-Bahn und Normalspurbahn) über Moritzburg nach Radeburg. Heute wird sie vor allem von Touristen und Ausflüglern benutzt. Für Radfahrer wird auch ein Packwagen mitgeführt und für wetterfeste „Pufferküsser" befindet sich mitten im Zug ein oben offener Waggon. Nach 22 Minuten erreicht der mit 25 km/h dahinrasende Lößnitzdackel Moritzburg. Für uns Paddler war diese nostalgische Bahnfahrt mit der dampfbetriebenen Schmalspurbahn ein schöner Abschluss dieses Wochenendes. In Moritzburg angekommen, hat es Ralle noch bis in den Führerstand der Dampflok geschafft. Diese Filmszene können wir bestimmt beim Jahresrückblick wiederentdecken.
Zwischen Dresden und Hamburg gibt es an der Elbe zahlreiche Kanustationen. Wir sollten in den nächsten Jahren im Rahmen unserer Fahrtenplanung einige dieser auch historisch interessanten Orte für eine Elbbefahrung aufnehmen, zumal unsere Mitglieder bestimmt kein großes Interesse an der dreiwöchigen offiziellen DKV-Gepäckfahrt von Bad Schandau bis Hamburg haben.