Die 38. Wildwasserfahrt auf erzgebirgischen Wildflüssen fand vom 13.03. bis 16.03.2015 statt. Die LKV-Fahrt stand unter Leitung des Sportclubs Berlin-Grünau mit der Fahrtenleiterin Anne F. Der Ausschreibung waren 10 Vereine, Einzelmitglieder der LKV und Nichtorganisierte mit insgesamt 27 Sportfreunden gefolgt (davon 18 Sportfreunde vom LKV Berlin und vom LKV Brandenburg). Leider mussten einige Sportfreunde wegen der gegenwärtigen Grippewelle wieder kurzfristig absagen. Die Sportfreunde waren in der Jugendherberge Wolkenstein untergebracht.
Am Sonnabend erhielten wir von der Talsperre Rauschenbach ein Zuschusswasser von 3,7 qm/s. Die angereisten Sportfreunde absolvierten mit großer Begeisterung die Flöha auf der 12,4 km langen Strecke vom Fuß der Talsperre Rauschenbach bis eingangs Olbernhau an der Mündung der Natzschung. Die Lufttemperaturen lagen um die 2…3 Grad, sehr, sehr wenig, zumal man in einigen Schwallstrecken, bei Wehrbefahrungen und den drei Kenterungen ganz schön nass wird.
Die Rauschenbach-Talsperre wurde als wichtige Wasserbaumaßnahme der DDR von 1961 bis 1966 errichtet und dient der Trinkwasserversorgung von Chemnitz sowie dem Hochwasserschutz. Die Staumauer ist 346 m lang und bis zu 46 m hoch. Sie staut die Flöha auf eine Länge von ca. 3 km an und hat ein Fassungsvermögen von 15,2 Mio. m³, davon fließen für unseren Sport ca. 39.960 m³ (2,6 %) ab. Auf den 12,4 km geht es 83 Höhenmeter bergab, das entspricht einem durchschnittlichen Gefälle von 6,1 Promille. Auf dem ersten Streckenabschnitt bis Neuhausen ist der Fluss recht schmal, Büsche und Bäume reichen teilweise recht weit in die Fahrrinne hinein und man muss ständig auch mit umgestürzten Bäumen rechnen. Aber dieses Mal ging es glatt durch.
Bald grüßt der Kirchturm von Neuhausen, und wenn dieser in greifbare Nähe gerückt ist, folgt die Gefällstufe unter der Straßen- und Eisenbahnbrücke. Was den Paddler hier erwartet, kommt völlig überraschend. Links und rechts sind hohe Stützmauern. Erst nach einer Linkskurve ist in der darauf folgenden Rechtkurve das starke Gefälle mit dem gewaltigen Schwall in Flussmitte erkennbar.
Am besten ist es, man fährt genau in diesen Schwall hinein. Zwar nass, aber ungekentert und ohne Grundberührungen kamen bisher alle (außer zwei Ausnahmen) über diese Stelle hinweg.
Beim Sturzwehr in Dittersbach, im vergangenen Jahr Ort einer spektakulären Rettungsaktion, ist in diesem Jahr der links befindliche Schütz gezogen. Fast alles Wasser fließt hier durch, damit ist das Wehr fast trocken. Somit entfällt der starke Rücklauf, auf den bei der Einweisung noch hingewiesen wurde. Das nächste Wehr in der Nähe des Bf Seiffen wurde vor drei Jahren abgerissen, nur eine kleine Schwallstrecke erinnert noch an dieses Wehr. Nur die Mutigsten trauten sich damals rechtsseitig durch den gezogenen Schütz. Die Meisten rutschten über das nur feuchte Schrägwehr. Alsbald mündet von links die Schweinitz. Ab hier befindet sich auf der linken Seite Tschechien. Nach 1,5 km kommt das einzige rechts zu umtragende Wehr. Allerdings muss man ein paar Meter über Gleise laufen, aber zum Glück ist die Teilstrecke von Olbernhau bis Neuhausen seit Jahren außer Betrieb. Nun sind es nur noch 600 m bis zum letzten Wehr und zum Tagesziel.
Dieses Wehr ist mittig befahrbar. An der Abbruchkante bildet sich als Orientierungspunkt eine kleine Delle. Alle kommen problemlos hinunter. Aber dieses Wehr verlangt bei jeder Befahrung ein Opfer. In diesem Jahr ist es der allerletzte Fahrer. Auf der rechten (deutschen) Seite ist eine sehr hohe Stützmauer, also muss der Gekenterte die letzten 50 Meter bis zum Ausstieg auch noch schwimmen. Gegen 14:00 Uhr haben alle, zwar völlig durchgefroren, aber glücklich die 12,4 km geschafft.
Am Sonntagmorgen ist es draußen, wie bereits gestern, wieder weiß. Auf dem Weg nach Blauenthal ist auf den Höhen bei Jägerhaus noch eine geschlossene Schneedecke. Auch auf dem Erzgebirgskamm liegen noch 30…50 cm Schnee. Aber bei diesen niedrigen Temperaturen will so gar nichts schmelzen. So bekommen wir wieder von der Talsperre Eibenstock 8,3 qm/s Zuschusswasser. Kurz nach 10.00 Uhr kommen wir in Blauenthal an. Es folgt das übliche Startprocedere: Umziehen, alle Autos nach Aue bringen, die Kraftfahrer wieder zurück fahren und gegen 11.00 Uhr kann die erste Gruppe starten.
Die Zwickauer Mulde hat ihre Quelle in der Nähe von Schöneck im Vogtland. Die folgenden großen Talsperren Muldenberg und Eibenstock dürfen als Trinkwassertalsperren nicht befahren werden. Von der Talsperre Eibenstock bis Aue ist die Mulde ein teilweise schwerer Wildfluss und ist nur mit entsprechender Wildwasserausrüstung zu befahren. Von den 10 Wehren bis Aue müssen vier Wehre umtragen werden. Infolge der stark schwankenden Wasserstände gibt es auch ständige Veränderungen im Flusslauf. So muss gleich das erste Schrägwehr linksseitig befahren werden. Der gesamte rechte Durchfluss ist durch Geschiebe unfahrbar geworden.
Die ehemalige Eisenbahnstrecke Chemnitz – Adorf wurde zwischen 2010 und 2013 von Aue nach Wolfsgrün zum Muldetalradweg ausgebaut. Mit dem Fahrrad kann man die Paddler in unmittelbarer Nähe begleiten, sehr viel besser, als das mit dem Auto geht.
Kurz nachdem linksseitig der Radweg aus dem ehemaligen Eisenbahntunnel kommt, befindet sich das Auerhammerwehr 1. Obwohl über die Fischtreppe fahrbar, untersagt das der private Wehrbetreiber, bei Nichtbefolgung hat er auch schon mal die Polizei verständigt.
Zwei Kilometer vor Aue beginnt die Wildwasserstrecke III. An der Eingangsstufe gibt es eine kleine Schwimmeinlage, leider verliert Mario dabei auch seine Helmkamera. Am nächsten Wehr – Auerhammer 2, heißt es links aussteigen. Nur die ganz Mutigen lassen hier ihr Boot liegen, alle anderen tragen das Wehr und den danach folgenden „Kachelofen“ um. Der gewaltige Kachelofen ist eine felsige Naturstufe Wildwasser IV. Nach ausgiebiger Besichtigung fahren diese Stufe Holger, Ralf und Thomas. Leider wird Thomas der erste kleine Abfaller bereits zum Verhängnis und rückenschwimmend saust er talwärts. Dem Chronisten und Videofilmer stockt der Atem. Aber es ist zum Glück alles gut gegangen. Unverletzt kommt er unten an. Ein Wurfsack landet zielgenau, an dem er sich ans Ufer ziehen kann.
Direkt am Kachelofen ist ein neues Kraftwerk im Bau, welches im nächsten Jahr schon in Betrieb sein wird. Wieder wurde hier eine günstige Gelegenheit zum Bau einer Einstiegsstelle vertan. Seien wir also gespannt, welche Situation wir hier im nächsten Jahr vorfinden werden.
Nur 200 Meter weiter ist das Klappenwehr in Aue (Auf dem Foto mal ohne Wasser). Auch hier wurde vor Jahren ein Kraftwerk eingebaut. Als fast alle Paddler vom Erzgebirgsring und unserer Wildwasserfahrt da sind, wird die Klappe abgesenkt. Erst dann kann das Wehr auf einem halsbrecherischen Pfad über glitschige Felsen auf der linken Seite umtragen werden. Es gibt keinen anderen Weg. Drei Sportfreunde wagen auch die Abfahrt. Im Prinzip gibt es im Unterwasser nur eine Linie, und die muss man treffen. Aber Wehre sind ja kein Wildwasser. Das kommt aber noch mal auf den anschließenden 200 Metern mit hohem Gefälle und hohen Wellen. Danach ist das „Schlimmste“ vorbei. Am Pennymarkt befindet sich nach 12,5 km das Ziel sowie die trockenen und warmen Sachen auf das sich unsere vier „Bademeister“ am meisten freuen.
Am Montag, der dritte Tag unserer „Wildwasserfahrt auf erzgebirgischen Wildflüssen“, weisen die Pegel immer noch keine fahrbaren Wasserstände auf. So können wir nur von früheren Jahren träumen, als wir noch auf Pöhlbach, Bobritzsch oder Chemnitz gepaddelt sind. So bleibt uns nur wieder die Hoffnung aufs nächste Jahr.
Nur noch 12 Sportfreunde, alle anderen treten am Morgen den Heimweg an, nutzen das Wanderangebot.
Von der Jugendherberge geht es durch den Kurpark von Warmbad die Hüttenmühlenstraße abwärts. Die B 101 wird gequert, und wir folgen dem roten Strich auf weißem Grund wieder bergwärts bis zur Anton-Günther-Höhe. Über das eindrucksvoll gegliederte Felsmassiv aus Gneis der Wolkensteiner Schweiz klettern wir zur 65 m über der Zschopau liegenden Brückenklippe und anschließend über einen Zick-Zack-Pfad ins Zschopautal. Entlang der Zschopau dürfen wir wieder zwei Wehre mit Mühlgraben und angeschlossenen Kraftwerken „bewundern‘‘. Wie üblich fließt zur „Freude der Paddler“ das meiste Wasser über die Mühlgräben. Am Floßplatz verlassen wir das Zschopautal und wandern bergwärts wieder in Richtung Warmbad und Jugendherberge, die wir nach 2½ Stunden erreichen.
Die Wanderer stärken sich noch in unserem Lieblingsdorfgasthof Hilmersdorf und treten dann die Heimfahrt an.