Endlich gibt es die langersehnte Fortsetzung der englischen Fernsehserie Die Märkische Umfahrt (Originaltitel Take the long way home) aus dem Jahr 2015. Staffel eins handelte vom Schicksal einer Ruderriege auf ihrer Pionierfahrt durch die urwüchsige und wenig erschlossene märkische Wildnis (March of Brandenburg). Wie schon bei der britischen Erfolgsserie „Downton Abbey“ legten die Macher der Serie auch bei dieser Produktion besonderen Wert auf Detailgenauigkeit.
Wegen des überragenden Erfolges gibt es nun die zweite Staffel mit sechs neuen Folgen und neuen zu bestehenden Abenteuern. Einige der bekannten Charaktere aus der ersten Staffel sind wieder dabei, doch auch neue unerschrockene Recken sind am Start. Die zweite Staffel geht besonders auf die oftmals langen und entbehrungsreichen Hungerfahrten ohne Nahrungsnachschub ein. Die Gefahr von Skorbut ist immer mit an Bord.
Heute sehen sie die letzte Folge Wiedersehen in Greenwich (In the Swamps of Hunter’s Shack).
Doch zunächst eine kurze Übersicht über den Handlungsablauf der bisher gesendeten fünf Folgen:
In der ersten Folge (When the cook left) stechen unsere Ruderer in Berlin-Greenwich noch wohlgenährt in See, der Weg führt sie vorbei an Dussmann Castle über King‘s Worcester House zu Lady Cosmea, Dolgenbroth und schließlich in die Grafschaft Heathen Sea. Dort sind die Ruderer auf dem Landsitz North Preeroe Hall bei Lord und Lady Germania als Gäste geladen. Doch als sie an der Tafel sitzen, passiert – nichts. Der footman gibt nur ausweichende Antworten.
Nach einer dramatischen und unüberhörbaren Auseinandersetzung in der Küche dringt durch, dass der Koch eben gerade gekündigt und das Anwesen bereits verlassen hat. Zu später Stunde erhalten die ausgehungerten Ruderer doch noch etwas zu essen – der Chef hat die Ärmel hochgekrempelt und kocht selbst. Am nächsten Morgen bleibt die Rezeption unbesetzt. Lady Germania verspricht baldige Rückkehr zu gewohnten Service und deutet Neuerungen für Wassersportler an – die Ruderer verlassen den Ort voll Hoffnung und werden die geschrumpfte Rechnung erst abends per email erhalten. Alle – bis auf den Hofberichterstatter Steffen. Schon beim ersten Halt erleidet sein Kommunikator eine Bruchlandung. Schluss mit posting. Wenn das kein Anlass zum Anjammern ist!
In der zweiten Folge (No Bakery in March‘s Bookwood) geht die Route weiter die Dahme südwärts in den Kanal. Aus der Kilometerlüge wird die Kalorienlüge. Anführer Franz verspricht immer wieder Abhilfe vom Versorgungsengpass, eine Bäckerei, ein Café bei Spree Barge House, aber nichts davon sieht das Licht des Tages. Die Bonbons, die neuerdings von einigen Schleusenmeistern geworfen werden, verschaffen nur kurz Abhilfe.
Die Boote müssen an den Kreidefelsen von Bookwood vorbeigetragen werden – auf dem Kanal, wie jeder weiß vom Golfstrom mit Wärme versorgt, fahren die Mannschaften durch die scheinbar letzte Milde des Sommers. Auf dem Lake Koethen bläst bereits eine steife Brise. In Lybsh Junction Double Lock steigt die Sorge vor den wilden Brechern des Lake Newdorff. Höchste Konzentration und Nerven wie Bugleinen werden den Steuerleuten abverlangt um die Boote vor dem Wind durch das aufgewühlte Wasser und die schäumende Gischt zu manövrieren. Im tobenden Sturm ist eine gespenstische Stille an Bord. Nur das Heulen des Windes, das Knurren der Mägen und das Klacken der Skulls in den Dollen. Hier und da ächzt ein Rollsitz. Schließlich schaffen es die Boote heil und weitestgehend trocken durch die Gefahr. Auf dem Landgut Matshke bei Old Eyot gibt es schließlich Essen, aber die Landgräfin klagt von den Schwierigkeiten, die sie selbst und andere haben. Lord and Lady Germania sind kein Einzelfall. Die gesellschaftlichen Umwälzungen fordern Tribut, immer mehr Küchen müssen schließen. Bring was zu Essen mit, wir fahr‘n nach Brandenburg!
Folge drei (The Fellowship of Snow-White), eine Neuerung, ist dieses Mal als Fantasy-Folge gestaltet. Die Gefährten kommen durch das Krumme-Spree-Auenland, weit weg von Bilbo Berlin. Das Fairphone des Elben Franz Legolas Schneeweiß wird zum FairyPhone und überbringt Visionen von der Spreewald Fee, zum Beispiel die beste Besetzung der Boote für die Herausforderungen der Etappe. Alles scheint erst idyllisch und ruhig, vorbei geht es an den letzten Zeugnissen der untergegangenen Reiche Trebutch und Sabrodt. Hier stärken sich die Gefährten nochmal im düster-braunen Judge’s Inn von Sabrodt. Doch neue Gefahren warten schon auf die Gefährten. Nach den Spree-Auen kommt Lake Glowor, und der Wind hat sich schon wieder zum Sturm ausgewachsen. Kaum sind sie den Brechern von Glowor entronnen, müssen sie an einem als Fährmann getarnten Balrog vorbei. Der Balrog ist ein Dämon aus der Unterwelt, der auf seinem Boot den Ausgang des Lake Licenits bewacht, auf seinem Boot hin- und herfährt und alle, die ihm in den Weg kommen, mit einem Drahtseil köpft. Doch geschickt umschiffen sie die Fangleine des Dämons. Nachdem sie die dunklen Mächte so besiegt haben, gibt der Sturm endgültig auf und sie gelangen von Sonnenschein begleitet in die Grafschaft Beeskoe.
Fast fühlt es sich an wie in Staffel eins, nur die Teichrohrsänger, die damals die Gefährten mit Analog-Modemgedudel geleitet haben, sind verschwunden. Guido der Unerschütterliche und Steffen der Gleichmütige müssen zu dringenden Geschäften zu Bilbo Berlin und haben ihren letzten Auftritt in dieser Staffel. Die Gefährten treffen in Beeskoe Boat House die Verbündeten Julian und dann Dan, die für den Rest der Tour Sonne und Flaute im Gepäck haben.
Folge vier (The Wedding Banquet) steht im Zeichen von Strecke machen – die Hindernisse der letzten Tage haben Zeit und Energie gekostet, heute steht dafür ein straffes Kilometerfressen an. Canale grande. Zuckerbrot und Peitsche. Einerseits Kaffee und Kuchen bei der einzigen kulinarischen Neueröffnung seit Staffel eins, in Caresdorff Lock House, andererseits stures Geradeausrudern.
Nur kurz unterbrochen von überraschend jungem Schleusenpersonal – ein Generationswechsel? In Prince‘s Woods absolvieren die Boote die letzte Schleuse. Im Spree Bow House finden die Ruderer Unterkunft für die Nacht. Die Gerücht, der Marquis de Michelin sei schon hier gewesen und habe einen Stern verloren, steht hoch im Kurs, zumal nach den kulinarischen Durststrecken der letzten Tage. Nun, in der Spree Bowery gibt es Oktoberfestkarte, Silvesterparty und diverse Hochzeitsarrangements, aber keine Sternenküche.
Der Knaller am Tisch kommt nicht auf den Tellern: plötzlich steht im Raum, ob Jens und Julian, eine neue Doppelzimmerkombination, das Hochzeitsarrangement für den nächsten Morgen bestellen (besonderer Service: Standesbeamte kommt ins Haus!) – auch und vor allem, da es dank später Abreise viel Zeit gibt und die nicht-historische Altstadt von Prince’s Woods am besten Steuerbord liegen gelassen wird.
In Folge fünf (The Sea Monster) steht die ultimative Herausforderung an. Michaels Boot muss extra nochmal zurück an den Steg, da die Kanne mit Zaubertrank vergessen und einsam am Steg steht. Die Boote verlassen den Kanal bei The Great Drinking Trough, wo sich traditionell Mut angetrunken wird für 26 quasi ununterbrochene Kilometer auf der sich windenden und engen Alten Spree. Es ist das Bermudadreieck der March of Brandenburg – so soll es hier noch Seeungeheuer geben, und im Bereich der angeblichen Meßstelle und auch in den Moorlöchern bei Hunter’s Shack sind schon mehrere Boote spurlos verschwunden. Heute jedoch können die Wetterbedingungen nicht besser sein, die Sonne scheint.
Doch plötzlich ein gellender Schrei, ein Ruck geht durchs Boot, Uwes Ruder hängen verwaist in den Dollen – ist Uwe vom Seeungeheuer angesprungen worden? Bei genauer Betrachtung stellt sich heraus, dass Uwe noch am Stück und am Leben ist, es war nur der Werkzeugkoffer, der Uwe von hinten in die Rollbahn gefallen war. Am Abend erreichen die Gefährten Hunter’s Shack – einer der seltsamsten Orte in der March of Brandenburg. Undurchsichtige Rituale, fahrendes Volk, … und wer ist der Kaiser, was führt er im Schilde, warum nennt er sich so? Ist er ein rastloser Untoter aus den verschwundenen Booten? Der Lärm der Autobahn jedenfalls gibt eine Geräuschkulisse, die alles zudeckt, was nicht gehört werden soll. Voll Angst ziehen sich die Ruderer in die Schlafzellen zurück. Jens verrammelt sich aus Furcht so tief in der Zelle, dass Julian nachts fast keinen Einlass mehr findet.
In der heutigen letzten Folge Wiedersehen in Greenwich (In the Swamps of Hunter’s Shack) gibt es weitere Abenteuer zu bestehen. So leicht gibt sich das Moorloch nicht geschlagen und versetzt alle in Angst und Schrecken, als es doch noch einen der Ruderer zu verschlingen droht. Erst nach dramatischem Todeskampf können die Ruderer ihren Gefährten Julian aus den Fängen der Unterwelt befreien. Ausgehungert fallen alle in Frederic’s Hook über Bratheringe her, bevor die Gefährten nach den letzten Kilometern wieder in Greenwich ankommen und sich dort glücklich in die Arme fallen können. Und am Ende, one wedding at last! den ersten Hochzeitstag von Michael und Kai feiern können.
Wird es eine dritte Staffel geben? Mit Sicherheit. Doch die Macher halten sich noch bedeckt, und geben nicht zuviel Ideen preis, wohin die Reise das nächste Mal gehen könnte.
Die Märkische Umfahrt (Take the long way home) GB/D 2018, 192 km
Drehorte: Mark Brandenburg
Regie: Franz S.
Produktion: SCBG e. V.
Cast: Franz S., Jens S., Michael J., Kai M.-J., Torsten L., Thomas R., Guido T., Steffen E., Uwe R., Dan L. Julian S., Adrian B.
Folge eins: Lange Gesichter auf dem Landsitz Prieros (When the cook left) – Erstausstrahlung 01.10.2018
Folge zwei: Sturm auf dem See (No Bakery in March‘s Bookwood) – Erstausstrahlung 02.10.2018
Folge drei: Die Gefährten (The Fellowship of Snow-White) – Erstausstrahlung 03.10.2018
Folge vier: Die Jungschleuser (The Wedding Banquet) – Erstausstrahlung 04.10.2018
Folge fünf: Der Tag der toten Ente (The Sea Monster) – Erstausstrahlung 05.10.2018
Folge sechs: Wiedersehen in Greenwich (In the Swamps of Hunter’s Shack) – Erstausstrahlung 06.10.2018